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Heißer Winter an der Uni

■ Sieben FU-Institute besetzt / Massive Studentenproteste gegen Studienbedingungen, die „Strukturreform“ und die 40-Jahre-Jubelfeier

„Das Unifaß läuft über!“ so bringt ein Transparent die Situation an der FU auf den Punkt. Nach dem Lateinamerika -Institut (LAI) wurden gestern sechs weitere Institute von Studenten besetzt. Für heute werden weitere Besetzungen erwartet. Die massiven Proteste der Studenten richten sich gegen die Strukturreform und die am Sonntag anstehende 40 -Jahre-Feier der Freien Universität. Die Besetzung des Lateinamerika-Instituts am vergangenen Dienstag hat eine ganze Welle ausgelöst: Die Ethnologen, die Politologen und die Psychologen (vom PI) haben mittlerweile ihre Institue besetzt. Aber auch die Philosophen und die Historiker verlassen nun auch nachts nicht mehr ihre Institute.

Als gestern eine Uni-Vollversammlung über die aktuelle Situation an der FU und über die weiteren Pläne diskutierte, platzte der große Hörsaal aus allen Nähten, über 1.000 waren gekommen. „Diese Jubelfeier einer Freien Universität“, so ein Redner, „ist ein Höhepunkt an Perversion, wenn gleichzeitig mit der Strukturreform alles das demontiert wird, was an dieser Universität demokratisch und freiheitlich ist.“

Für die Feierlichkeiten am Sonntag sind nun diverse Protestaktionen angekündigt. Die geplante Ausgliederung der Lateinamerikanistik aus dem Lateinamerika-Institut wollen die Studenten genausowenig hinnehmen wie den Zusammenschluß des kritischen Psychologischen Instituts (PI) mit dem konservativen, stark naturwissenschaftlich ausgerichteten „Institut für Psychologie“ (IfP).

Die rechte Hochschulwende beschränkt sich aber nicht nur auf solche Umstrukturierungsbeschlüsse. Auch bei der Berufung von Professoren trete die konservative Professorenschaft zunehmend offensiver auf, kritisieren die Studenten. Dazu kommt, daß sich in der letzten Zeit die allgemeine Studiensituation für viele enorm verschlechtert hat, insbesondere durch die katastrophale Wohnungsnot. Von der so oft beschworenen Angepaßtheit und „Resignation der Studenten von heute“ war bei der Vollversammlung nichts mehr zu spüren.

Der „Akademische Festakt“, mit dem die FU am Sonntag ihr 40jähriges Bestehen feiert, stößt auch an anderen Hochschulen auf Ablehnung. Der Festakt, von dem die StudentInnen ausgeschlossen sind, beweihräuchere bloß den Abbau von Demokratie und kritischer Wissenschaft, beklagten gestern die Studentenausschüsse von sieben Hochschulen. Angesichts von Stellenstreichungen, gekürztem Bafög und Wohnungsnot hätten die StudentInnen sowieso nichts zu feiern.

Die Personalräte der FU, die mit der BerlHG-Novelle von 1986 ihr ohnehin bescheidendes Beratungsrecht in den zentralen Gremien der FU verloren, weisen die Einladung zum Festakt als „Verladung“ zurück. Der AStA ruft für Sonntag um 9 Uhr zu einem „akademischen Schmähakt“ auf. Treffpunkt: Thielplatz.

Bert Hoffmann / Marc Werner

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