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Marsch der Schüler auf Madrid

Massendemonstration spanischer Jugendlicher gegen die Arbeitslosigkeit und gegen ein neues Jugendarbeitsgesetz / Gewerkschaft spricht von 300.000 TeilnehmerInnen  ■  Aus Madrid Antje Vogel

„Felipe, das nicht!“ hieß das Motto der Großdemonstration, zu der am Donnerstag nachmittag die Jugendorganisationen der spanischen Gewerkschaften, die Studentengewerkschaft und andere Organisationen aufgerufen hatten. Mehr als 200.000 Jugendliche waren es nach Angaben der Veranstalter, die Gewerkschaften sprachen von 300.000, die aus ganz Spanien, von Andalusien bis Katalonien und Galizien, angereist waren.

Der Protest galt der hohen Jugendarbeitslosigkeit - rund die Hälfte der 2,8 Millionen spanischen Arbeitslosen ist unter 25 Jahre alt - und dem Jugendarbeitsgesetz der Regierung von Felipe Gonzalez, das nach Ansicht der Jugendlichen und der Gewerkschaften die Unternehmer bevorteilt und erwachsene Arbeiter durch billige jugendliche Teilzeitarbeiter ersetzt.

„Wir wollen würdige und feste Arbeitsplätze“, hieß die Forderung der Demonstranten, und: „Gegen den Arbeitsplan Generalstreik!“ Die Demonstration war der Auftakt für den Generalstreik am 14.Dezember, der sich gegen die Sozialpolitik der Regierung und den Jugendarbeitsplan im besonderen richtet.

Während die Gewerkschaften noch vorsichtig von „Arbeitsniederlegung“ reden, um durch das Wort Generalstreik keine Erinnerungen an revolutionäre Zeiten des Jahres 1934 hervorzufufen, wird ganz Madrid mit Aufrufen zum Generalstreik beklebt. Noch in einem anderen Sinn war die gestrige Demonstration eine Generalprobe für den 14.Dezember: Seit Tagen versucht die sozialistische Regierung mit kassandraartigen Warnungen vor Gewaltausbrüchen an diesem Tag die Bereitschaft zur Beteiligung zu senken.

Der Marsch der Jugendlichen aber blieb friedlich. Nur am Ede der Veranstaltung kam es zu Zusammenstößen von einigen hundert Demonstranten mit der Polizei.

„Die da machen Politik“, hatte einer der vermummten Jugendlichen der taz erklärt, „wir machen Zoff.“ Die Beteiligung anderer Teilnehmer blieb aus - zumindest bis Redaktionsschluß -, und außer den Knüppeln der Polizei bekamen die Jugendlichen noch die Holzstangen des Ordnungsdienstes ab.

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