: Gewerkschafts-Action im Kaufhaus
■ Im Hertie-Kaufhaus in der Weddinger Brunnenstraße öffnete ein DGB-Jugendzentrum die Pforten / Wenig Mobilisierung, viel Freizeit / Viele Hindernisse bis zur Eröffnung
Wo sich vor rund fünfeinhalb Jahren noch die Hertie-Kunden am Grabbeltisch drängelten, ist jetzt „Äktschen im Kaufhaus“ angesagt. Gewerkschaftsäktschen: In der dritten Etage des ehemaligen Konsumpalastes in der Weddinger Brunnenstraße 125/127 residiert seit Samstag ein DGB-Jugendzentrum. Gemeinsam mit anderen Leuten aus der Gewerkschaftsjugend hat Elke Breitenbach 1983, als Hertie dicht machte, ein neues Konzept jenseits der traditionellen, innerbetrieblichen DGB -Jugendarbeit entwickelt. „Wir wollen die Gewerkschaften offen machen für die, die nicht organisiert sind“, so Elke. Deshalb hängen in dem Jugendzentrum auch nirgends aufdringliche Mobilisierungsplakate herum. Die Jugendlichen sollen hier die Möglichkeit haben, gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen: Z.B. Video-Filme drehen, mit Siebdruck Plakate und T-Shirts gestalten oder sich an Schweiß- oder Fräsmaschinen in der Werkstatt vergnügen. Das Cafe verbreitet keine Kantinenatmosphäre und besticht durch das relativ billige kulinarische Angebot von Tee über Schampus bis zum überbackenen Blumenkohl.
Das Jugendzentrum, auf das jetzt auch der DGB und das Bezirksamt Wedding ganz stolz sind, hat die 20köpfige Arbeitsgruppe einen fünfjährigen Marsch durch die Instanzen gekostet. „Es dauerte ziemlich lange, bis der Apparat in die Gänge kam“, erinnert sich Elke. Geld und Unterstützung kamen von den Einzelgewerkschaften nur spärlich. Vom Bezirksamt, das als Eigentümer für die Finanzierung und den Bau des von der Arbeitsgruppe bis ins Detail geplanten Zentrums zuständig war, fühlten sich die 20- bis 35jährigen Azubis, StudentInnen und ArbeiterInnen oft übergangen: Vieles an der Einrichtung war anders geplant. Auch mit dem Geld für die Anschaffungen in den Werkstätten gab es immer wieder Querelen, und wegen der wenigen Personalstellen müssen viele ehrenamtlich mitarbeiten.
Kathrin Elsner
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen