Südring: Wenig Begeisterung, viel Skepsis

■ Wird der Südring der S-Bahn wirklich schon ab 1990 ausgebaut? / Fahrgastvereinigung fürchtet Wahlversprechen / Viele Unklarheiten in den Ausbau-Plänen / Projekt soll 450 Millionen Mark kosten / BVG nicht begeistert von den Ausbauplänen: Defizit würde steigen

Die Planung des Senats für den Ausbau des Südrings sei „unausgegoren“. Das kritisierte gestern Christfried Tschepe von der IGEB (Interessengemeinschaft Eisenbahn und Nahverkehr Berlin). Vergangenen Dienstag hatte Verkehrssenator Wronski (CDU) erstmals Termine genannt. 1990, so macht der Senator neuerdings Hoffnung, sei „möglicherweise“ schon Baubeginn für die 17 Kilometer lange S-Bahnstrecke zwischen Sonnenallee und Westend. Doch Tschepe fürchtet, daß Wronski damit ein „leeres Wahlversprechen“ abgegeben hat.

Er moniert mehrere Unklarheiten und Widersprüche in den Senatsplänen. So hatte die Senatsbauverwaltung angekündigt, zunächst könne der Abschnitt zwischen Westend und Schöneberg eröffnet werden. Die Verkehrsverwaltung hingegen ist sich darüber noch unschlüssig. Immer noch nicht entschieden hat der Senat außerdem, wieviel Geld er jährlich in den Südring stecken will. Letzte Woche reichte Wronskis Behörde in Bonn den Antrag auf sogenannte GVFG-Mittel für den Südring ein. Wronskis persönlicher Referent Heinrich ist zuversichtlich, daß Bonn den Antrag positiv beantwortet. Immerhin hatte der Südring in einem Bewertungsverfahren die höchste Punktzahl eingeheimst, weil er den größten Nutzen für den Nahverkehr der Stadt verspricht. Ungeklärt ist dennoch, welchen Anteil der GVFG-Mittel Berlin jährlich in den Südring stecken wird. Das Projekt konkurriert hier mit Sanierungsarbeiten im bestehenden Netz und mit Plänen für den U-Bahnbau, hinter denen, so Tschepe, eine mächtige Bauindustrie stehe.

450 Millionen Mark soll das Projekt kosten. Noch gar nicht enthalten in der Rechnung ist der nötige Wagenpark: etwa 80 Millionen wird er kosten. Diese Kosten müßte die BVG selbst tragen, bekräftigt Wronski-Referent Heinrich. Auch die Betriebskosten und damit das Defizit der BVG würden mit dem Südring zwangsläufig steigen. „Rationalisieren“ müsse die BVG dann, folgert Wolfgang Heinze, der Sprecher von Finanzsenator Rexrodt (FDP).

Kein Wunder, daß auch die BVG Skepsis durchblicken läßt, was einen frühen Eröffnungstermin angeht. Während die Bauverwaltung meint, schon 1993 könnten die Züge zwischen Westend und Schöneberg fahren, will auch Heinrich keine Jahreszahl nennen. Der „Zeithorizont“, so Heinrich gestern, betrage „drei bis fünf Jahre“.

hmt