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Bundesbahn droht Investitions-Ruine

■ Bau einer Magnetschwebebahn kostet Bundesbahn 275 Millionen Mark und 300 Arbeitsplätze / Falls der „Transrapid“ zwischen Hamburg und Hannover verkehrt, sind Bundesbahn-Investitionen in den Sand gesetzt

Berlin (taz) - Der von der Bundesregierung favorisierte Bau einer Referenzstrecke für die Magnetschwebebahn „Transrapid“ zwischen Hamburg und Hannover wird Investionen der Bundesbahn in Höhe von 275 Millionen Mark sinnlos machen und 300 Arbeitsplätze gefährden. Das geht aus einem jetzt bekannt gewordenen Brief der Deutschen Bundesbahn hervor.

Die Bundesbahn werde die Strecke Hamburg - Hannover nicht mit dem Hochgeschwindigkeitszug ICE befahren, wenn der „Transrapid“ parallel gebaut wird, heißt es in dem Schreiben an das Bundesverkehrsministerium in Bonn. Diese Referenzstrecke für das rund 400 Stundenkilometer schnelle Gefährt wird von einer Arbeitsgruppe der Regierungskoalition favorisiert, obwohl sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht rentabel betrieben werden kann.

Für die Strecke hatte sich Niedersachsens Ministerpräsident Ernst Albrecht stark gemacht und davon - so heißt es intern

-seine Zusage zur Steuerreform abhängig gemacht. Die Bundesbahn baut die Strecke Hamburg-Hannover allerdings bereits für den Hochgeschwindigkeitszug ICE aus und hat allein in diesem Jahr 25 Millionen Mark investiert. Kernpunkt ist der Bau eines Bahnbetriebswerks in Hamburg, in dem die Züge von 300 Bundesbahnern gewartet und repariert werden sollen. In dem Brief der Bundesbahn heißt es, „der ICE wird in der Relation Hamburg - Hannover im Falle einer Magnetschnellbahn nicht mehr verkehren. In Hannover Hbf wird somit ein Umsteigevorgang erforderlich.“ Dann würde das Betriebswerk überflüssig und die Gesamtinvestitionen von 275 Milionen Mark seien in den Sand gesetzt.

Die Zahlen sprechen für diese angedrohte Entscheidung: Nach einer Studie der Magnetbahnbetreiber würde der Transrapid achtzig Prozent der Fahrgäste von der Bundesbahn abziehen. Eine Entlastung der Straße, wie die Magnetschwebebahn-Fans vertreten, fände dagegen kaum statt.

Die eindeutige Stellungnahme der Bundesbahn lag dem Bundesverkehrsministerium in Bonn bereits im Juli vor. Dennoch verneinte das Ministerium Auswirkungen des Transrapid-Baus auf die ICE-Strecke, als der Abgeordnete der Grünen, Weiss, wenig später danach fragte.

Verkehrsminister Warnke hatte vor kurzem erklärt, es werde keine Parallelführung von Transrapid und ICE geben. Gleichzeitig machte er aber seine Sympathien für den Transrapid deutlich. Die bereits getätigten Bundesbahn -Investitionen seien nicht als Vorentscheidung gegen die Magnetbahn zu verstehen, erklärte der Sprecher des Ministers, Maas. Selbstverständlich müßten im Falle einer Entscheidung für den Transrapid die getätigten Bundesbahn -Investitionen in die Gesamtkalkulation eingehen.

Eine Entscheidung über die Strecke soll bis Sommer nächsten Jahres fallen.

gn

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