: Rincksxxxwandel Gurkenkönig
■ Nach „Das Letzte“ jetzt „Trulla!Trulla!“: Petra Höfer sprach zum 3-Tage-Auftritt von Georg Ringsgwandel, Georg Schorsch Schneider (Git., Baß) und Klaus Reichardt (Keyboards) mit den Betroffenen
„Der Herr Rincksxxx..“ - wandel helfe ich rasch weiter „ja, der, der ist bei McDonalds an der Ecke“, sagt die Dame an der Hotelrezeption, die das offenbar auch irgendwie absonderlich findet. Der Herr Oberarzt aus Garmisch speist Pappbrötchen :„Da ist Salat drin, und hier, das ist eine echte Gurkenscheibe, schauns her. Ich halte dieses ganze AntiMcDonald Getue für hochgradig hysterisch.“ Eigentlich aber schätzt er den traditionellen Imbiß, „die, wo leicht schmuddlig ist, wo die Hygienevorschriften nicht beachtet werden.“ Darüber sprechen wir gut eine Viertelstunde. Der Herr Oberarzt ist so klug und nett und trotzdem bayrisch, daß ich gegen 13 Uhr in der Bremer Straßenbahn ca. 7,5 cm über dem Boden schwebe. Das habe ich manchmal nach einem guten Gespräch.
Ringsgwandel: Dieses Gesundheitsgetue ham doch meist nur Leute, die 20 Zigaretten am Tag rauchen.
taz: Raucher, Wohnmobilbesitzer und Fitnesssportler gehören zu den Leuten, die sie am meisten hassen, oder?
Gegen die Raucher hab i eigentlich nix. I leb ja vo di Raucher. Wenns keine Raucher mehr gäb, gäbs keine Kardiologie mehr. Ganz ehrlich.
Ist das auch der Grund, warum sie Fitnessportler verteufeln?
Die werden ja nicht verteufelt.
Die werden ja bloß son bisserl ironisch mal herangenommenn. Es ist ja ganz gut, daß der Mensch son bisserl Sport macht. Bloß: Normalerweise reichts doch, wenn man ein Paar Turnschuhe hat. Damit kannst Fußballspielen, Dauerlaufen, Tennisspielen, mitm Radl rumfahren. Aber den Bereich hat doch eine ganze Industrie usurpiert inzwischen.
Wieso ist Ringsgwandl erst in den letzten 2 Jahren von den Medien entdeckt worden?
Keine Ahnung. Ich hab das erst seit zwei, drei Jahren konsequent angegegangen, mit abendfüllendem Programm. Und wenn da ein paar Meinungsmacher mal drüber geschrieben haben und die hängen das an die richtige Stelle hin, dann krabbeln die anderen gleich hinterher.
Daß Sie Oberarzt sind, steht in jedem Artikel. Was sind denn die Begleitmusiker?
Schorsch ist Profimusiker, Klaus auch. Der ist seit September dabei. Vorher ham wir einen anderen gehabt. Der war nebenbei noch Klempner. Der hat aber jetzt ein Kind bekommen.
Sie sind auch verheiratet und haben zwei Kinder. Wie klappt das organisatorisch: Oberarzt, Papa, Ehemann?
Das bringt schon einen etwas strengen Tag insgesamt mit sich.
Was heißt das für die Zukunft?
Es kann sein, daß ich in einiger Zeit vielleicht halbtags arbeite.
Aufgeben möcht ichs nicht, das ist ja nicht einfach ne Geschichte, die ich mach, bloß damit ich ein paar tausend Mark überwiesen bekomme aufs Konto. Das macht mir scho Spaß. Und das hab ich auch sehr ordentlich gelernt.
Gibt's jetzt einen Wechsel von TRIKONT zu 'ner großen Plattenfirma, wo Sie berühmt werden?
Als dieser SPIEGEL-Artikel kam, hat ein paar Tage später der Talentsucher von der ELEKTROLA angerufen und hat die Spitzenidee gehabt, daß er mich entdeckt hätte. Wenn von denen mal einer soviel persönliche Energie hat und den SPIEGEL liest und dann recherchiert, daß er 'ne Telefonnummer rausfindet, dann ist das schon ganz was Großes.
Also kein Wechsel?
Nein. Das hat schon einen Hintergrund, einen kulturpolitischen: Zwischen dieser beleidigenden Blödheit der Unterhaltungindustrie und dem witzlosen Kleinkunstgefusel, das irgendwelche hoffnunglosen Untalente produzieren, muß es eine lebensfähige Unterhaltung geben, die intelligent ist und nicht so dick aufgeblasen.
Ich bin jetzt nicht so, daß ich sag, die böse Plattenindustrie. Das sind doch unschuldige, blöde Institutionen. Wie Kaufhauskonzerne oder Elektronikkonzerne oder so was. Da sitzen einfach zu viele Angestellte drin, die schlafen. Die kapieren gar nix.
Ist das neue Programm irgendwie ruhiger geworden?
Das erste Progarmm spielen wir seit Mitte 85. Ich kanns inzwischen einfach nicht mehr hören. Das neue Programm ist auf den ersten Blick nicht so spektakulär an oberflächlichen Effekten. Aber von der Konstanz, vom Gehalt ist das halt wesentlich konzentrierter.
Schorsch: I hock seit 15 Jahren in Lederklamotten auf der Bühne. Irgendwann bin ich richtig froh, wenn ich mal einen Trachtenanzug anziehen kann.
Ringsgwandel: Die Ironie hockt ja nicht im Outfit. Das ist ja viel hinterfotziger jetzt.
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