: Nato will Mini-Rote-Armee
■ Nato-Außenminister antworten auf Gorbatschows Abrüstungsvorschläge / UdSSR soll auf Offensivfähigkeit verzichten / Verkleinerung der Streitkräfte der Sowjetunion gefordert / Reagan gegen Abrüstung der USA
Brüssel (afp) - Das westliche Bündnis hat am Freitag an die Sowjetunion appelliert, mit ihren angekündigten konventionellen Abrüstungsschritten auch einen Verzicht auf Offensivfähigkeit einzuleiten. Die Nato-Außenminister plädierten ferner dafür, die Streitkräfte der Sowjetunion müßten noch weiter umstrukturiert und verkleinert werden. Im Schlußkommunique wurde die Hoffnung unterstrichen, daß auch auf dem Gebiet der Verteidigung die Rede von Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow den Ausgangspunkt einer neuen Einstellung Moskaus zu Umfang und Struktur ihrer Streitkräfte und militärischen Programme bedeute, „die sowohl im nuklearen als auch im konventionellen Bereich noch immer jeden vernünftigen Verteidigungsbedarf übersteigen“.
Die vom Kreml angekündigten Abrüstungsschritte wurden vom Bündnis äußerst positiv gewertet. Gleichzeitig wurde die unveränderte Gültigkeit der Strategie der Kriegsverhinderung durch Abschreckung unterstrichen. Die Außenminister hoben die feste Entschlossenheit der Allianz hervor, die strategische Einheit des Bündnisses und das Prinzip der Unteilbarkeit der Sicherheit zu wahren.
Der scheidende amerikanische Präsident Ronald Reagan hat jegliche einseitigen Abrüstungsschritte der Vereinigten Staaten als Antwort auf den vom sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow vorgeschlagenen Truppenabzug aus Osteuropa abgelehnt. Auf seiner vermutlich letzten großen Pressekonferenz vor seinem Amtsende am 20.Januar 1989 sagte Ronald Reagan gestern in Washington, die Überlegenheit des Warschauer Pakts bei den konventionellen Waffen werde durch Gorbatschows Vorschlag nicht berührt. Dort sei noch Verhandlungsspielraum. Ronald Reagan bescheinigte Michail Gorbatschow jedoch gleichzeitig Aufrichtigkeit bei seinem Versuch, den Militärapparat der Sowjetunion abzubauen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
