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„Ihr seid alle viel zu wehleidig!“

■ StudentInnen demonstrieren und streiken in der ganzen Republik / Baden-Württembergs Kultusminister Mayer-Vorfelder (VfB) kann sich einen Stellenabbau einfach „nicht vorstellen“

Freiburg/Berlin (taz) - Auch am Freitag wurde der Streik an der Freiburger Universität weitgehend befolgt. Am Nachmittag demonstrierten rund 2.500 StudentInnen in der Freiburger Innenstadt gegen „Uninotstand und Wohnungsnot“. Der Aufruf zum Protestmarsch wurde dabei von einem breiten Bündnis vom „Ring Christlich Demokratischer Studenten“ (RCDS) bis hin zu den Autonomen getragen.

Der baden-württembergische Kultusminister Gerhard Mayer -Vorfelder (CDU) sagte am Donnerstag in Freiburg zu einer studentischen Delegation, daß er die HochschülerInnen mit ihrem Wunsch nach drittelparitätischer Mitbestimmung für „schlicht überfordert“ halte (die Berliner Streikenden fordern die „Viertelparität“, siehe Tagesthema auf Seite 3). Daß es bei den Geisteswissenschaften einen Personalabbau gibt, konnte sich der Minister „nicht vorstellen“. Wenig Verständnis zeigte der CDU-Politiker außerdem für die verschlechterte soziale Situation der StudentInnen: „Ihr jungen Leute seid viel zu wehleidig“, kommentierte er. Zur Frauenfrage wollte sich der Minister nicht äußern.

In Erlangen haben 4.000 StudentInnen in der Innenstadt demonstriert. Die StudentInnen haben ebenfalls einen unbefristeten Streik ausgerufen. Fast 10.000 StudentInnen protestierten am Donnerstag in Tübingen gegen die Hochschulmisere. Auf der anschließenden Vollversammlung wurde ein universitätsweiter Streik bis Wochenanfang vertagt. Bis dahin wollen die Fachbereiche über eine Streikbeteiligung entscheiden. Verabschiedet wurde dagegen ein Forderungskatalog, der an Landtag und Bundestag geschickt werden soll.

Auch in Heidelberg werden am Montag die einzelnen Fachbereiche über eine Streikbeteiligung entscheiden. Bereits am Donnerstag demonstrierten dort etwa 5.000 StudentInnen.

In Mannheim wurde von der Vollversammlung eine Entscheidung über den Streik auf das neue Jahr vertagt, bei der Justus -Liebig-Universität in Gießen streiken dagegen sämtliche Fachbereiche schon seit Freitag. Der Streik soll bis Dienstag dauern.

bp

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