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Lange Filmnacht, männerfrei

■ Belladonna, eine kleine Frauenwelt, lud am Samstag zu einer Filmnacht ein. Zu sehen war ein HollywoodRührstück und ein ebenso populärer Thriller. Auf Flackermonitoren

Zwei nicht mehr allzu neue Flackermonitore, ein zugiger Mehrzweckraum, zwei Videokopien etwas in die Jahre gekommener Filme: fertig ist die Lesbenfilmnacht.

Ob der Oberbegriff „Lesbenfilm“ geeignet ist, diese beiden sehr unterschiedlichen Streifen auf einen Nenner zu bringen, schien auch den Organisatorinnen eher zweifelhaft. Da aber auch sie beide Filme nicht Filme kannten, seis drum.

Film Nr. 1: Die schwarze Witwe, lief unlängst in einem der Stadtkinos (in einem von denen, wo sonst Filme laufen, die niemand auf einem Lesbenabend vorzuführen wagen würde). Ein gutgemachter Kriminalthriller um zwei Frauen, frei nach dem Motto einer gewissen Frauenzeitschrift: Die Frauen von heute sind nicht mehr, sondern... nämlich schön und ehrgeizig auch und intelligent natürlich, sie lassen sich nicht mehr aufs Kreuz legen, sondern stehen ihre Frau, berufstätig. Aber das ist in diesem Fall nicht alles, der streitbar feministisch-lesbische Ansatz wird hinzugefügt mit: männerhassend,

männermordend und ineinander verliebt. In Frauen natürlich.

Film Nr.2: „Liebe vor Gericht“. Eine amerikanische Hollywood-Rührschnulze über eine lesbische Mutter, der das Sorgerecht über ihren süßen bebrillten Sohn entzogen werden soll. Eine Siebziger-Jahre-Gut-und-Böse-Klamotte (sag mir wo du bist und ich sage dir wie du bist: die Gute also in diesem Falle), ohne Happy-End aber angeblich mit Realitätsbezug. Solche Fälle der Sorgerechtsabsprechung wegen Homosexualität soll es auch in Deutschland gegeben haben (oder immer noch geben).

Obwohl mindestens „Die Schwarze Witwe“ von jeder Frau mühelos in der Videothek zu entleihen ist, war über Besucherinnenmangel nicht zu klagen. Zahlreich erschien ausnahmslos frau und zahlte, ohne zu murren, die für diese Sichtverhältnisse doch einigermaßen stolzen sieben Mark.

Trotz dieses Erfolges sollen die Filmnächte nicht zu einer stehenden Institution werden. Zwar wird es im Zuge der Kultur-und Bildungsveranstaltungen noch

weitere Filmveranstaltungen geben - solche wie die am Sonnabend, zur Entspannung von anstrengenden Bildungsveranstaltungen, und die zum Bilden, z.B. während der Frauenwoche oder fachspezifisch zu Schwerpunktthemen wie Gentechnologie. Belladonna erfährt nach Aussage einer ihrer „Macherinnen“ allgemein großen Zulauf, sowohl die Veranstaltungen , als auch das Frauenarchiv und die Sauna.

Eine kleine abgeschlossene Frauenwelt, männerfrei und auf sich selbst konzentriert (wenn ich mir diese sehr subjektive Betrachtung erlauben darf), und wenn ich schon dabei bin: die Einheitlichkeit der Bemerkungen zum Film stelle ich mir bei einem chauvinistischen Männer-Stammtisch-Abend mit TV nicht wesentlich anders vor, aber wissen kann frau das ja nie. Im Zuge der AB-Maßnahmen wird Belladonna noch ziemlich um ihr Überleben kämpfen müssen, ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl wird da gefordert und sicher wohl auch am Platze sein. Ein gutes Videoprojektionsgerät übrigens auch.

KeDe

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