: Bremen in Aids-Stiftung
■ Aids-Stiftung „positiv leben“ bekommt jetzt auch jährlich 5.000 Mark aus Bremen HIV-Infizierte und Aids-Kranke können Geld für Reisen und Kuren beantragen
Ein Mann hat eine Erbschaft gemacht - so groß immerhin, daß er sage und schreibe eine ganze Million Mark davon abzweigt und eine Stiftung gründet: die Deutsche Aids-Stiftung „positiv leben“. Der Mann heißt Rainer Jarchow und war gestern in Bremen zu Besuch, um zusammen mit Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger den Beitritt Bremens zur Stiftung zu feiern. Das mit der Million erzählte Vera Rüdiger vorweg und
ergänzte, daß Jarchow eigentlich Theologe sei und „in seiner Arbeit vor Ort“ die Dringlichkeit erkannt habe, HIV -Infizierten und Aids-Kranken schnell, unbürokratisch und integrativ statt aussondernd zu helfen: „Das liegt genau auf der Bremer Linie!“
Rainer Jarchow erklärte, wie das Geld von der Stiftung an die richtigen Leute kommt: Kranke oder Infizierte, die Geld für einen Umzug oder eine neue Wohnung,
brauchen, VirusträgerInnen, die gegen eine Kündigung keinen Rechtsbeistand bezahlen können, Angehörige, die eine Fahrkarte zu aids-erkrankten Kindern in der Klinik oder auch im Ausland nicht aufbringen können - alle, die wirklich Bedarf haben und HIV-infiziert oder aidskrank sind, können bei einer örtlichen Beratungsstelle vorsprechen - egal, ob bei der Caritas, bei Rat&Tat, beim Gesundheitsamt oder der Aids-Hilfe.
Diese Beratungsstelle „recherchiert“ im Gespräch, ob Bedürftigkeit vorliegt und stellt bei der Stiftung den Antrag. „In 7-10 Tagen ist das Geld da“, versprach Jarchow, „und zwar bei der Beratungstelle, für uns also anonym.“ Als „Express-Service“ gibt es sogar noch das Angebot an die Beratungsstellen, in dringenden Fällen 300 Mark sofort und blanko auszuschütten und die Garantie, daß die Stiftung den Betrag nachträglich erstattet.
Mit 5.000 Mark pro Jahr ist der Beitrag Bremens nicht gerade üppig und hat eher symbolischen Wert. „Wir haben für die Einzelfallhilfe an Bremen in 1988 schon mehr gezahlt als 5.000 Mark, das reißt niemanden vom Hocker - aber darum geht es gar nicht“, gab Jarchow zu. Nordrhein-Westfalen hat dagegen die zweite Million zum Stiftungsvermögen beigesteuert. Macht jährlich rund 150.000 Mark Zinsen plus be
achtliche 600.000 Mark Spenden in diesem Jahr, von denen eine halbe Million schon wieder ausgegeben ist - „nur für den Vereinszweck, keine Mark geht drauf für Verwaltung“, betonte Jarchow. Das Stiftungs-Büro in Köln wird vom Land finanziert.
Im Kuratorium der Stiftung sitzt Vera Rüdiger künftig zusammen mit Prominenten Namen wie Konrad Adenauer (Enkel früheren CDU-Kanzlers), mit Inge Meysel, Ärztekammer-Chef Vilmar, Heidi Schüller und SPD-Geschäftsführerin Anke Fuchs. Die Promis sollen vor allem ihre Phantasie anstrengen, um Spenden aufzutreiben, Medien auf Trab zu bringen und mit ihren Namen für den Stiftungszweck zu werben.
Außer der Einzelfall-Hilfe, den Zuschüssen für Rechtsanwälte und Umzugs-Unternehmen oder für Kuren und Reisen gab die Stiftung bereits 50.000 Mark an die Post aus
-wenn nämlich Telefonanschlüsse von Infizierten wegen offener Rechnungen abgesperrt und nur gegen Vorauszahlung wieder neu angeschlossen wurden. Auch KünstlerInnen können gefördert werden, die sich mit der Aids-Problematik auseinandersetzen. Jarchow: „Man muß Kopf und Herz ansprechen! Gerade das Emotional-Sinnliche bestimmt letztlich das Klima!“
Susanne Paa
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