UNiMUTige Studis starten ins Neue Streik-Jahr

■ Nach ruhigen Weihnachten bringt der UNiMUT-Kongreß vom 6. bis 9.Januar 1989 die Studenten wieder in Bewegung / Kongreß mit prominenten Gästen und selbstbestimmten Seminaren / Auch Wissenschaftssenator George Turner (CDU) will sich „einbringen“

Mit rauschenden Silvester-Feten in den besetzten Instituten haben sich Tausende von StudentInnen ins Jahr2 des Uni -Streiks getanzt und gefeiert. Eingeläutet wurde damit auch das Ende der ferienbedingten Ruhe an den Unis. Das offizielle Semester beginnt zwar erst in einer Woche wieder; doch mit den Vorbereitungen für den bundesweiten UNiMUT -Kongreß vom 6. bis 9.Januar geht für die Studis das Streik -Jahr bereits gleich nach dem Kater wieder in die Vollen.

Über die Ferien haben die StudentInnen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - praktisch alle Institute besetzt gehalten. Im kleiner gewordenen Kreis begingen die meisten der verbliebeneen BesetzerInnen eher ruhige Feiertage.

„Es war einfach angesagt, sich von dem Streß der letzten Wochen zu erholen“, meint eine Germanistin und trifft damit wohl die Stimmung vieler Studis. „Es soll ja schließlich im nächsten Jahr weitergehen!

Dennoch ist die Protest-Bewegung der StudentInnen denkbar weit davon entfernt, sich über die Weihnachtsferien im Sande zu verlaufen. Die Studis nutzen die Zeit und die Ruhe auch, um neue Plakate und Kalender zu entwerfen oder sich der Verbreitung des „Streik-Bazillus“ zu widmen - die Video -Zeitung muß jetzt auch eine russische Fassung bekommen, denn die Leningrader Filmfestspiele wollen dringend eine haben!

Der größte Teil der studentischen Aktivitäten konzentriert sich zur zeit aber auf den UNiMUT-Kongreß. Denn von ihm wird in starkem Maße abhängen, wie sich der Uni-Protest weiterentwickelt. Für vier Tage soll der Kongreß die in Bewegung gekommenen StudentInnen aus der ganzen Bundesrepublik - und auch aus anderen europäischen Ländern in Berlin zusammenführen. Er soll die Möglichkeit für einen Erfahrungsaustausch schaffen, in dem die UNiMUTigen über die Perspektiven ihres Protests und das weitere Vorgehen, die inhaltlichen Schwerpunkte und die Aktionsformen ohne den täglichen Streik-Streß diskutieren können.

Das „Programm“ für den Kongreß ist mittlerweile recht klar. Am Freitag und am Samstag findet er in der Rostlaube der FU in Dahlem statt, am Sonntag dem 8. dann in der TU am Ernst -Reuter-Platz. Hauptsächlich soll an diesen drei Tagen in offenen „selbstbestimmten Seminaren“ diskutiert und gearbeitet erden, von denen sich bereits über 70 zu den verschiedensten Themen angemeldet haben.

Daneben ist für jeden Tag auch eine große Diskussionsveranstaltung vorgesehen, zu der der Theologe Helmut Gollwitzer, der Bremer Physiker und Atomkritiker Jens Scheer, die Sozialwissenschaftlerin Christina Thürmer-Rohr und andere prominente Redner kommen wollen.

Damit das ganze nicht in heillos rauchenden Köpfen untergeht, präsentiert UNiMUT auch ein umfangreiches Kultur -Programm. Am Montag, dem 9.Januar, dem offiziellen Semester -Beginn, wird der UNiMUT-Kongreß in einen fantasievollen Aktionstag münden. Für den Abend steht dann eine große Kongreß-Abschluß-Streik-Wiederbeginn-Fete an.

Über seinen persönlichen Referenten übermittelte sogar Wissenschaftssenator Turner den UNiMUT-VorbereiterInnen bereits sein „größtes Interesse“, verbunden mit der Frage, ob er sich in irgendeiner Art und Weise bei dem Kongreß einbringen könne...

Bert Hoffmann

Kontakt: UNiMUT-Kongreßbüro, Tel.: 838 64 88.