: Neues Jahr - neues Gift
■ Strahlenrisiko durch Radon in Berlin „nicht unerheblich“ / Wilmersdorfer Gesundheitsstadtrat fordert systematische Messungen an Schulen und KiTas
In allen Berliner Schulen und Kindertagesstätten muß systematisch die von dem radioaktiven Edelgas Radon ausgehende Strahlung gemessen werden. Dies hat jetzt der Wilmersdorfer AL-Gesundheitsstadtrat Spatz in einem Brief an Gesundheitssenator Fink (CDU) gefordert. Gegenüber der taz sprach Spatz von einer möglichen latenten Gesundheitsgefahr. Er berief sich dabei auf Berichte, nach denen aus dem Erdboden in die Häuser dringendes Radon in den USA neuerdings als gefährlichstes Umweltgift gilt. Außerdem stützt Spatz sich auf eine erbetene Stellungnahme der Bremer Physik-Professorin Inge Schmitz-Feuerhake.
In dem Schreiben an Spatz äußert die Professorin die Auffassung, daß die Risiken durch das krebserzeugende Radon in Berlin wie im Bundesgebiet „nicht unerheblich“ und auch durch eine höhere Belastung in anderen Bundesländern „nicht wegzudiskutieren“ seien. Das ergebe sich aus einer Stichprobenuntersuchung des Bundesgesundheitsamtes (BGA) in 268 Berliner Wohnungen, bei der eine durchschnittliche Radon -Konzentration von 31 Becquerel (Bq) pro Kubikmeter Raumluft ermittelt wurde. Vorausgesetzt, dieser Wert sei für Berlin repräsentativ, müsse hier mit sechs Prozent von durch Radon verursachten Lungenkrebs-Todesfällen gerechnet werden. „Auf jeden Fall sollte man auf weitere Messungen dringen“, empfahl die Radon-Expertin.
Die Auffassung des BGA und des Gesundheitssenators, wonach nur uranhaltige Böden eine wesentliche Quelle überhöhter Radonstrahlung sein können, zweifelte die Professorin an. Sie hielt es wie Spatz für notwendig, auch radonhaltige Baumaterialien auf ihre Strahlung hin zu kontrollieren. Im Wissenschaftsladen wurde zusätzlich Phosphoritgips genannt, den die großen Hersteller jedoch heute nicht mehr produzierten.
Radonnukleidhaltiges Baumaterial hätte für die Radongehalte der Luft in Innenräumen eine „geringe Bedeutung“, zitierte der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Schültke. Glaubt man Finks Antwort auf eine parlamentarische Kleine Anfrage, dann gibt es in Berlin „keine besonders auffälligen Konzentrationen“ von Radon. Zu den Forderungen von Spatz könne man im übrigen keine Stellung nehmen, da der Brief des Stadtrats noch nicht im Hause eingegangen sei.
thok
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