: Schmähling-betr.: "Schmähling zum Abschied geraten", taz vom 21.12.88, "Admiral verschärft Kritik", taz vom 22.12.88
betr.: „Schmähling zum Abschied geraten“, taz vom 21.12.88, „Admiral verschärft Kritik“, taz vom 22.12.88
Ein Aufstand der Kommandeure gegen die „Oberbefehlshaber“ der Nation? Undenkbar solches, dies läßt doch der Traditions -„Ehrenkodex“ von (la)Keitel(scher) Servilität deutscher Militärs nicht zu.
Admiral Elmar Schmähling wird wohl mit seiner Kritik an Kohl und Scholz ohne militärischen Flankenschutz seiner „Kameraden“ von politischen „Scharfschützen“ erledigt werden. Die Kommandeursclique läßt ihresgleichen, wenn von oben befohlen, jederzeit im Regen stehen (und gar am Haken hängen). Wegen angeblicher Homosexualität wurde der Generaloberst Freiherr von Fritsch 1938 zunächst a.D. gestellt, dann 1939 in Polen in den „Freitod“ getrieben, die Generäle und Obersten des 20. Juli 1944 gehängt, General Günter Kießling wegen „seiner außergewöhnlichen Lebensführung“ als Sicherheitsrisiko eingestuft; dies alles ließen die übrigen „Casino-Feldherrn“ ungerührt über sich ergehen.
Wie eh und je stehen sie stramm vor ihren „Obersten Kriegsherren“, ehemalls vor Wilhelm II und Hitler, heute vor Kohl und Scholz. Im stoischen Gehorsam befolgen sie Befehle, heute zur Modernisierung der Mordwaffen, zur Kujonierungsverlängerung Wehrpflichtiger, zu kriegsähnlichen Übungen, genau wie sie zu „großdeutschen“ Zeiten allen Durchhaltebefehlen Folge leisteten. Selbst nach dem Ende des Wahnsinns blieben sie die, die sie immer waren, eingedenk der Traditionen ihres allerletzten Reichskanzlers des „tausendjährigen Reiches“ und letzten Befehlshabers, des Teufels Großadmiral Karl Dönitz, der nach dem 8. Mai 1945 den „Tagesbefehl“ erfand: „Wir stehen ohne Flecken auf unserer Ehre als Soldaten da und können mit Recht und voller Stolz und Würde auftreten.“ (Seite 206 in Soldaten sind Mörder von Gerhard Zwerenz).
Karl Heinz Klaiber, Würzburg
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