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Langsamkeit entdeckt

■ Es wird weniger gerast auf Berlins Straßen

Während die Raserei auf den westdeutschen Straßen zunimmt, ging sie in Berlin im letzten Jahr zurück. Gestern veröffentlichte die Polizei die Bilanz ihrer Jagd auf Temposünder im Jahr 1988. Hervorstechendes Ergebnis: Nur noch 8,6 Prozent der Temposünder überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 20 Stundenkilometer.

1987 machten sich 10,3 Prozent der erwischten Raser dieser Sünde schuldig. Eindeutige Erklärungen für diesen Trend mußte gestern auch Hermann Engelhardt von der Verkehrspolizei schuldig bleiben. Eine mögliche Ursache seien die verstärkten Kontrollen seit Mitte 1987. Hatte die Polizei 1987 nur das Tempo von 1.571.061 Autos gestoppt, überstieg 1988 die Zahl der Messungen knapp die Zwei -Millionen-Grenze. Wie im Vorjahr fuhren gut zehn Prozent der kontrollierten Fahrer zu schnell. 326.761 Geschwindigkeitsüberschreitungen stellte die Polizei 1988 fest, 1987 waren es 257.441. Dennoch stagnierte die absolute Zahl der Über-20-Prozent-Raser. 1987 ahndeten die Behörden 17.398 derartige Fälle, 17.976 waren es 1988.

Mäßigend auf die Autofahrer könnte nach Engelhardts Meinung auch gewirkt haben, daß die Polizei Ende 1987 angekündigt hatte, ihre mittlerweile sieben Radargeräte häufiger aufzustellen. Auf verstärkte nächtliche Kontrollen mußten sich die Autofahrer ebenso gefaßt machen, wie darauf, daß hinter einer Radarfalle gleich die nächste stehen könnte. Die Polizei hatte die Radarkontrollen verstärkt, weil die Unfallzahl zugenommen hatte. Auch 1988 nahm die Unfallzahl zwar zu, doch schwere Unglücke wurden in geringerem Maß verzeichnet. Ob in diesem Jahr erneut schwerpunktmäßig Temposünder gejagt werden, konnte Engelhardt gleichwohl nicht eindeutig sagen. „In etwa“ werde die Anzahl der Einsätze wohl gehalten. Eine denkbare Ursache der neuen Ruhe auf den Straßen seien auch die Tempo-30-Zonen, die in letzter Zeit eingerichtet wurden, meinte Engelhardt. Mehr Tempo 30 wollte er gestern trotzdem nicht fordern.

Hmt

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