: Asylpädagogik
Späth will Sozialhilfe für Asylbewerber kürzen ■ K O M M E N T A R E
Am Geld kann es nicht liegen, wenn nun ausgerechnet das reichste Bundesland all seine gesetzgeberische Energie darein legt, den Allerärmsten noch ein paar Pfennige abzuknöpfen. Schon etliche Male ist der Versuch gescheitert, Asylbewerbern die Sozialhilfe auf unter-unter Existenzminimum zu kürzen und damit ein Sozialhilferecht zweiter Klasse zu schaffen. Daß jetzt Baden-Württemberg einen erneuten Versuch in diese Richtung macht, zeigt deutlich: dieses Zwei-Klassen-Recht ist gewollt und wird deshalb so beharrlich verfolgt, weil es ums Prinzip und das eigene Gesellschaftsbild geht.
Das Prinzip, das derzeit kaum ein Politiker so vehement wie Lothar Späth verfolgt, heißt: wir hier oben auf der Wohlstandsleiter haben es geschafft und all die, die nicht mit uns auf der höchsten Sprosse sitzen, sollen nicht nur unten bleiben, sondern müssen dafür gestraft werden. Wenn wir es geschafft haben, daß der Autoreifen eines Dienstfahrzeugs so viel Geld kostet wie ein deutscher Sozialhilfeempfänger monatlich zum Leben hat, dann hat das seine Gründe. An diesen „Wohlstand“ soll ein Asylbewerber sich ja nicht gewöhnen, denn Gewöhnung an ein anderes Land schafft Entfremdung von der Heimat. Um jegliche Integrationsanwandlungen zu ersticken, will man dafür sorgen, daß ein Hungergefühl Asylbewerber daran erinnert, wo sie herkommen. Heimatverbundenheit ist eben, wenn man als Deutscher in Stuttgart Daimler fährt und als Asylbewerber auch in der Fremde barfuß geht.
Vera Gaserow
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