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„Hirohito hätte erschossen gehört“

■ Neuseeländischer Verteidigungsminister meint, der Tenno sei zu spät verstorben Regierung spricht von persönlichen Ansichten / „Dankbar für Atombombenabwürfe“

Wellington / London (ap) - Der neuseeländische Verteidigungsminister Bob Tizard hat am Montag „salbungsvolle Verlautbarungen“ aus aller Welt zum Tode des japanischen Kaisers Hirohito mißbilligt und gesagt, Hirohito hätte als Kriegsverbrecher „bei Kriegsende erschossen oder öffentlich geköpft werden sollen“.

Ministerpräsident Lange ließ darauf mitteilen, Tizard habe persönliche Ansichten geäußert, die von der Regierung nicht unterstützt würden. Die Regierung hatte sich allerdings nach dem Tod des Tennos jeder Beileidsbekundung enthalten.

Tizard hatte im Zweiten Weltkrieg in der Luftwaffe gedient und sagte Reportern, Hirohito sei verantwortlich für den Tod „einiger hundert meiner Freunde und tausender anderer, die von den Japanern als Kriegsgefangene abgeschlachtet wurden“. Er sei dankbar, daß die USA im August 1945 zwei Atombomben auf japanische Städte geworfen hätten.

Er glaube nicht, daß seine Äußerungen den Handel zwischen beiden Ländern belasteten, sagte Tizard weiter. „Sie handeln mit uns nur, wenn sie kein besseres Geschäft mit irgendeinem anderen machen können.“ Im übrigen hege er keinen Haß gegen die Japaner, denn die Sünden der Väter sollten nicht den Kindern angelastet werden. Japan ist neben Australien der wichtigste Wirtschaftspartner Neuseelands.

Prinz Charles zum Leichenschmaus?

In Großbritannien ist nach dem Tod des japanischen Kaisers Hirohito öffentlicher Streit um die Teilnahme eines Mitglieds der königlichen Familie am Begräbnis ausgebrochen. Premierministerin Margaret Thatcher und Königin Elizabeth II. hatten nach dem Tod des Tennos am Samstag Beileidstelegramme nach Tokio geschickt, und die Rundfunkgesellschaft BBC berichtete am Sonntag, die Königin wolle Prinz Charles zur Trauerfeier entsenden. Veteranenverbände und mehrere Parlamentsabgeordnete wiederholten den Vorwurf, Hirohito sei ein Kriegsverbrecher gewesen, bei dessen Beisetzung die englische Krone nicht vertreten sein dürfe.

Das Thema beherrschte die Titelseiten der britischen Sonntagszeitungen. Viele der Kritiker hielten dem Königshaus vor, niemanden zur Trauerfeier für die Opfer des Flugzeuganschlags vom 21.Dezember nach Lockerbie entsandt zu haben.

Der frühere Außenminister David Owen sagte im Fernsehen, das Thema sei heikel, denn an der japanischen Front seien im Zweiten Weltkrieg abscheuliche Dinge geschehen. In japanischer Kriegsgefangenschaft waren 27.000 Briten ums Leben gekommen. Kaiser Hirohito, der am Samstag nach 62 Jahren auf dem Thron 87jährig gestorben ist, soll am 24.Februar beigesetzt werden.

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