Standbild: Integration "Gemeinsam lernt sich's besser", ZDF

(Gemeinsam lernt sich's besser, 10.1., 22 Uhr 10, ZDF) „Also, manchmal geht er mir schon auf die Nerven, der Denis, wenn er mitten im Unterricht so laut lacht. Oder er kommt zu mir und will Hubschrauber mit mir fliegen. Ich flieg‘ dann einmal mit ihm um den Schulhof, und dann ist es okay.“ Die Schüler einer Integrationsklasse einer Hamburger Schule haben augenscheinlich keine Probleme mit Denis, ihrem geistig behinderten Mitschüler, mit dem sie seit sechs Jahren zusammen sind. Natürlichsind sie bemüht, auch weil die Kamera dabei ist. Was aber am meisten beeindruckt, ist diese Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander.

Schulische Integration, das war das Thema eines Filmberichts, an dem fast alles gestimmt hat: Das Thema ist aktuell und brisant, der Bericht lief zu einer Zeit, zu der auch Otto Normalverbraucher noch einigermaßen ansprechbar war, und der Problemaufriß zu Anfang war anschaulich: Es wurden zwei Mütter gezeigt, wie sie weinend der Einschulungszeremonie zusahen, bei der ihre beiden behinderten Kinder nicht teilnehmen durften, obwohl doch alle anderen Kinder des Kindergartens zusammengeblieben waren. Und es wurde sogar die zentrale Frage gestellt: wie die behinderten Kinder diesen Umgang mit der Normalität, die natürlich das Leistungsprinzip nicht ganz ausklammern kann, verkraften. Sind sie frustriert, wenn sie nicht die Leistung bringen können, fragte die Autorin des Filmberichtes.

Allein hier setzt meine Kritik des ansonsten sensiblen und überzeugenden Filmbeitrages ein. Sie trifft aber weniger die Autorin Barbara Trottnow, die einzig die Position der Sonderschulvertreter darzustellen vergessen hat - weshalb der Untertitel des Berichtes „Brauchen wir die Sonderschule?“ ins Leere ging - , als die engagierten Elternvertreter. Die nämlich fordern lauthals Integration, eine Forderung, der man als engagierter Vater eines behinderten Kindes sich schwerlich entziehen kann: Aber spätestens dann, wenn ein Kind sich verweigert, die Anforderungen nicht verkraftet, werden die Grenzen der Integration deutlich. Und natürlich sollte ihr Angriff nicht den Sonderschulen gelten, bieten sie doch einen Schonraum, die individuellen Fähigkeiten der behinderten Kindern ausbilden zu können.

Die politische Forderung der Elterngruppen sollte deshalb sein: Integration nicht primär für Klaus, den Spastiker, oder für die mongoloide Maria, sondern für die „normalen“, für die gesunden Kinder, als Chance, den toleranten Umgang mit Minderheiten und Randgruppen zu erlernen. Eine Frage zum Schluß: Was geschieht eigentlich mit den Schwerstbehinderten? Alle diese Aspekte des Thema sind aber schwerlich in 30 Minuten zu leisten.

ks