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Berg-Karabach

■ unter Moskauer Kontrolle

Moskau (ap/afp) - Die sowjetische Staatsführung hat eine mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Sonderverwaltung für das autonome Gebiet Berg-Karabach eingesetzt, die direkt den „obersten Organen staatlicher Macht und Verwaltung der UdSSR“ unterstellt wird. Das überwiegend von Armeniern bewohnte Gebiet bleibt jedoch Teil der aserbeidschanischen Sowjetrepublik. Der örtliche Sowjet der Volksdeputierten und sein Exekutivkomitee werden bis zur Durchführung von Neuwahlen aufgelöst. Vorsitzender der Sonderverwaltung ist Arkadi Wolski, der sich seit vergangenem Juli als Abgesandter Moskaus in der Region aufhält. Sein Sonderkomitee hat das Recht, „die Aktivitäten von öffentlichen Organisationen und unabhängig arbeitenden Vereinigungen aufzuheben, falls sie der Verfassung und den Gesetzen der UdSSR zuwiderlaufen, und diese, falls nötig, aufzulösen“. Dies richtet sich offenbar vor allem gegen das „Karabach-Komitee“, das für einen Anschluß des autonomen Gebietes an Armenien eintritt.

In einem Interview, das die Parteizeitung 'Prawda‘ gestern veröffentlichte, deutete Wolski an, daß das Sonderkomitee bis 1991 die Macht ausüben werde. Bis zum 28.Parteitag der KPdSU in drei Jahren solle die Parteiführung von Berg -Karabach erneuert werden. Eine Neufestlegung der Grenzen innerhalb der UdSSR lehne die Sowjetführung allerdings weiter ab. Der Kompromiß bedeutet für die Aseris zwar einen moralischen Sieg, doch faktisch den Verlust der Kontrolle über Berg-Karabach. Für die Armenier ist sie ein Njet, doch auch eine Garantie gegen die Benachteiligung des Gebiets durch Aserbeidschan.

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