: K O M M E N T A R Überlegene Plumpheit
■ DVU seit der Wahlnacht nirgends zurückgedrängt (s.a.S. 18)
Die rechtsradikale „Deutsche Volksunion - Liste D“ ist die billigste der Partei'n: Mit fünf Mark Mitglieder-Beiträgen, aus sozialen Gründen auf 1.- Mark erniedrigbar, könnten wir dabei sein. Sie geht offensichtlich auf Adressen-Fang. Gleichzeitig ist sie reich, verglichen mit ihren Mitglieder oder Prozent-Zahlen: Mit der Wurfpost, die die Post in diesen Tagen in alle Bremer Haushalte ausgeträgt, wird das Deutschland-Lied mit allen drei Strophen - „Von der Maas bis an die Memel“ auf Schallplatte kostenlos angeboten - für die, denen das keinen Pfennig Wert ist.
Der Münchener Stratege hat seinen Bremerhavener Spitzenmann nicht gekannt, bevor der ins Landesparlament einzog. Klar, daß der ihm zu wenig schneidig ist, und mit dem Geldsack sind bislang nur ein paar hundert Rentner in die Mitgliederkartei gekommen. Der Frey-Liste fehlt es an politischem Personal.
Ist die DVU also politisch tot? Nichts weniger als das. Daß den Parteien und Gruppierungen, die der DVU 1987 mit großen Worten Taten ankündigten, bisher nichts einfiel, ist eine ernüchternde Erkenntnis: Gegen so viel Plumpheit ist unser politisches Kraut, so scheint es, nicht gewachsen.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen