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Wasserwerfer löschen keine Erinnerung

Auch gestern ging Prager Polizei gegen Passanten vor / Palach-Gedenkfeier am Sonntag brutal verhindert / Von 91 Festgenommenen erst 20 frei / Hajek: „Die da oben haben gezeigt, was sie von Glasnost halten“  ■  Aus Prag Klaus Bachmann

In der tschechoslowakischen Hauptstadt hat die Polizei auch am Montag Passanten mit Wasserwerfern daran gehindert, am Denkmal des Heiligen Wenzel Blumen zu Ehren Jan Palachs niederzulegen. Von den 91 Personen, die am Sonntag bei der Palach-Gedenkveranstaltung auf dem Wenzelsplatz festgenommen wurden, sind erst 20 Bürgerrechtler wieder frei. Über das Schicksal der anderen, weniger prominenten Verhafteten konnte Charta-77-Mitglied Anna Sabatova keine Angaben machen. Bei dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei war mindestens eine Person schwer verletzt worden. Die Prager Nachrichtenagentur CTK sprach gestern in einem kleinen Artikel von einer versuchten „Provokation“, die von subversiven Zentren im Westen, von langer Hand vorbereitet worden sei. Die Provokateure hätten den Jahrestag der Selbstverbrennung Palachs „zu antisozialistischen Emotionen“ mißbrauchen wollen.

„Jetzt haben die da oben so richtig gezeigt, was sie von Glasnost halten“, meint Jiri Hajek, der ehemalige Außenminister Dubceks. Hajek hatte den Wenzelsplatz am Sonntag gar nicht erst erreicht: „Mein persönlicher Bewacher hat mich vorher abgefangen und gewaltsam auf die Wache gezerrt“. Wie ihm erging es vielen Dissidenten. Ladislav Lis, Rudolf Battek und Eva Kanturovka wurden stundenlang verhört. Nur vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität, wo Palach studiert hatte, gelang es einer Gruppe um den Schriftsteller Vaclav Havel, Blumen niederzulegen.

Selbst freiwillige Reservepolizisten waren am Sonntag nach Prag gekarrt worden, teils in Reisebussen, weil reguläre Polizeitransporter nicht ausgereicht hätten. Allerdings war der Einsatz schlecht vorbereitet. Die Demonstranten waren beweglicher als die Polizei, zogen sich schnell zurück, sobald die Wasserwerfer und Hundestaffeln sich näherten und verwandelten sich in normale Passanten, um dann an der nächsten Straßenecke wieder „Dubcek - Svoboda“ zu rufen. Die Wasserwerfer und Polizeifahrzeuge verursachten ein Verkehrschaos, das ganze Straßenzüge durch Staus blockierte. Was Wunder, daß der Polizeiaufmarsch auf dem Wenzelsplatz zum Thema Nummer eins in den Prager Kneipen war, auch wenn die offiziellen Medien das Ereignis zu bagatellisieren versuchten.

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