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Freier in Verlegenheit

■ Polizei überprüft sämtliche Namen aus dem dicken Adreßbuch der ermordeten Prostituierten P. Rothenhäuser / Appell: Selber melden erspart Arbeit - und Ehekrach

Mit pikantem Anliegen werden ab sofort Beamte der Bremer Mordkommission in bester Absicht zumindest für Verwirrung, wahrscheinlich auch für eine Reihe handfester Ehekräche oder scheinheilig-neugierig gesteigertes Betriebsklima in bremischen Firmen sorgen. Weil nämlich in der Wohnung der brutal ermordeten Prostituierten Petra Rothenhäuser (vgl. taz 17.1.) ein umfangreiches Adreßbuch mit Telefon

nummern und Namen aus dem Kreis ihrer Bekannten - und mutmaßlich ihrer Freier - gefunden wurde, ermittelt die Kripo erbarmungslos: „Alle Namen werden täterbezogen überprüft“, kündigte der Leiter der Mordkommission, Wolfgang Rau, gestern vor JournalistInnen an. Nach dem inzwischen recht rekonstruierten Tatverlauf ist anzunehmen, daß der Mörder nicht zum ersten Mal in der Wohnung war. Bei mut

maßlich ahnungslosen Ehefrauen, in Büros und Betrieben werden die Kripo-Beamten versuchen, die Männer zu finden, die die unter dem Decknamen „Sandra Winter“ arbeitende Prostituierte nah oder näher gekannt haben. „Wer sich freiwillig meldet, spart uns viel Arbeit und sich viel Ärger - wir kriegen sie doch“, so der Mord-Kommissar entschlossen.

Einer jedenfalls kann aufat

men: Der Mann mit Oberlippenbart und hohem Scheitel, der bis 17.15 Uhr am Tatort gesehen wurde. Er scheidet als Verdächtiger aus, weil erst 10 Minuten nach seiner Abfahrt in Richtung Lüssumer Straße das Handgemenge in der Tatwohnung losging. „Von unqualifizierten Bild-Redakteuren“, so Rau, war dieser für die Ermittlungen so wichtige Zeuge glatt zum Tatverdächtigen gemacht worden. Susanne Paa

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