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Klare Verhältnisse

■ Gremienwahlen in der vorigen Woche an der Freien Universität brachten eine leichte Verschiebung nach links / Präsident Heckelmann verlor absolute Mehrheit

Heckelmann hat verloren, und die umstrittene Gruppierung „Alternativ-Undogmatischer Mittelbau“ kann nicht mehr Zünglein an der Waage spielen: Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Gremienwahlen, die in der vorigen Woche an der FU stattgefunden haben.

Für den hochschulpolitischen Alltag interessant ist vor allem die Konstellation im Akademischen Senat (AS). 25 Sitze hat der AS. Vor der Wahl konnte Heckelmann eine knappe absolute Mehrheit hinter sich vereinigen, wenn er die „Alternativ-Undogmatischen“, die seine sogenannte „Integrationspolitik“ unterstützten, auf seine Seite zog. Nach der Wahl ist die Zahl der Anhänger Heckelmanns von zuvor zwölf bis 13 auf zehn bis elf gesunken. Bei den Professoren hat Heckelmanns eigene Liste, die konservative „Liberale Aktion“, einen Sitz gegenüber dem linksliberalen „Dienstags-Kreis/Reformsozialisten“ verloren. Die Wahl ist bei den Professoren jedoch angefochten worden, da Wahlfälschungen aufgeflogen sind. Ob sie wiederholt werden muß, ist noch offen. Bei den Studenten hat der RCDS seinen einzigen Sitz an das konservativ-liberale Spektrum „Graue Panther Langzeitstudenten“ abgeben müssen. Die AL-Liste hat ihre beiden Sitze behalten, doch haben innerhalb der AL die Unterstützer der Heckelmann-Integration ihren Einfluß verloren.

Am spannendsten war der Wahlausgang im akademischen Mittelbau, da die dort angesiedelten „Alternativ -Undogmatischen“ für Heckelmann Zünglein an der Waage spielen konnten. Seit November 1988 ist diese Gruppe jedoch nicht mehr Vertreterin der AL an der FU (die taz berichtete). Die AL hatte ihr das Recht dazu entzogen, nachdem es über die Unterstützung Heckelmanns zum offenen Streit gekommen und eine neue Gruppe „Alternativen -Basisorientiert“ gegründet worden war. Diese Anti -Heckelmann-Gruppe erhielt auf Anhieb einen Sitz. Die „Alternativ-Undogmatischen“ verloren ein Drittel ihrrer Stimmen, behalten aber einen Sitz im AS. Nach einem deutlichen Stimmenzuwachs ist jetzt im Wissenschaftlichen Mittelbau die linke ÖTV/GEW-Liste die stärkste Fraktion. Sie hat weiterhin zwei AS-Sitze. Bei einer Präsidentschaftswahl hätte Heckelmann kaum mehr Chancen auf eine Wiederwahl. Schon im AS könnte er nicht mehr genügend Stimmen für seine Nominierung aufbringen, und auch im Konzil hat es bei der FU -Wahl vorige Woche eine leichte Verschiebung nach links gegeben. Doch Heckelmann ist erst vor einem Jahr für vier Jahre gewählt worden.

wist

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