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Miamis Polizei kesselt Viertel ein

■ Unruhen in von Schwarzen bewohntem Stadtteil halten an / Zweiter Toter und 230 Festnahmen Bürgermeister droht mit härterem Durchgreifen / Schwarze gegenüber Hispanics im Nachteil

Miami/Berlin (afp/taz) - Mit Hausdurchsuchungen und Festnahmen hat die Polizei von Miami im US-Bundesstaat Florida in der Nacht zum Mittwoch versucht, die seit zwei Tagen andauernden schweren Auseinandersetzungen im Schwarzenviertel Overtown in den Griff zu bekommen. Alle 130 Häuserblöcke wurden abgeriegelt und rund 230 Menschen wegen Plünderung festgenommen.

In Overtown war es am Montag abend zu harten Auseinandersetzungen zwischen Einwohnern und der Polizei im Anschluß an eine Verfolgungsjagd nach zwei des Raubes verdächtige Schwarzen gekommen. Als die beiden auf einem Motorrad fliehen wollten, hatte ein weißer Polizist den Fahrer erschossen. Sein Beifahrer erlag am Dienstag den schweren Verletzungen, die er erlitten hatte, als die Maschine nach dem Tod des Fahrers auf ein parkendes Auto geprallt war.

Bei den darauffolgenden Protesten waren die Beamten von einer Menschenmenge mit Steinen und Flaschen beworfen worden. Autos brannten, zwei Lastwagen wurden angegriffen. Mehrere Straßenblocks wurden mit einem polizeilichen Großaufgebot abgeriegelt. Gegen den Todesschützen ist inzwischen eine Untersuchung eingeleitet worden. Er wurde bis auf weiteres vom Dienst suspendiert.

Zu erneuten Schießereien, Brandstiftungen und Plünderungen kam es, als ein Weißer aus einem vorbeifahrenden Luxuswagen auf eine Gruppe Schwarzer feuerte und dabei einen Mann anschoß. Eine weitere Gruppe wütender Schwarzer mißhandelte einen Pressefotografen und setzten seinen Wagen in Brand, als er versuchte, Aufnahmen zu machen.

Bürgermeister Xavier Suarez rief die Bürger Miamis in einer Fernsehansprache auf, Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig drohte er noch härteres Durchgreifen an. Suarez, erst 1961 in die USA eingewandert, personifiziert geradezu einen Konflikt, der im multi-ethnischen Miami latent schwelt: den zwischen einheimischen Schwarzen und Einwanderern aus Zentralamerika. Der Anteil der hispanischen Bevölkerung des Großraums Miami hat sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Flüchtlinge aus Kuba und Haiti sowie jetzt aus Nicaragua haben die Bevölkerungsstruktur zugunsten der Latinos verschoben. Die Schwarzen fühlen sich durch die einseitige Begünstigung der Latinos in den Bereichen Jobs und Dienstleistungen benachteiligt. Erst vor wenigen Tagen hatten Schwarze sich besorgt über den wachsenden Zustrom nicaraguanischer Flüchtlinge geäußert.

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