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MBB im Aufwind

 ■ Mit der neugeschmiedeten Rüstungsschmiede auf Du und Du

Ottobrunn (dpa) - Die geplante Übernahme des Luft- und Raumfahrtkonzerns Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB), Ottobrunn, durch die Daimler-Benz AG, Stuttgart, ist von der Anteilseignerseite geklärt. MBB -Geschäftsführungsvorsitzender Hanns Arndt Vogels stellte die neue Anteilseignerstruktur am Wochenende vor.

Bis auf die in der Fides Industrie-Beteiligungsgesellschaft mbH zusammengeschlossenen beiden Unternehmen, die Siemens AG, Berlin/München, und den französischen Luft- und Raumfahrtkonzern Aerospatiale, Paris, mit bislang zusammen 20 Prozent MBB-Anteil, werden sich alle anderen Industrie und Bankgesellschafter von ihren MBB-Anteilen trennen. Daimler wird nach getroffenen Verabredungen auf rund 50 Prozent am MBB-Kapital kommen, das von 600 auf 858 Millionen Mark erhöht werden soll. Der diese Bezeichnung kaum noch verdienende Automobilkonzern aus Stuttgart wird für diesen Anteil insgesamt rund 1,7 Milliarden Mark zahlen. Insider wollen wissen, daß Daimler 54 Prozent der Anteile erwerben wolle.

Weiterhin MBB-Gesellschafter bleiben die Bundesländer Bayern, Hamburg und Bremen, deren Anteile sich von bislang gut 50 Prozent durch die Kapitalerhöhung auf 36 Prozent verringern.

Der Luft- und Raumfahrtkonzern MBB befindet sich derzeit in einer deutlichen Wachstumsphase. Nach einem Konzernumsatz von 6,098 Milliarden Mark 1987 werden für 1988 rund sieben Milliarden Mark erwartet und für 1989 über acht Millarden Mark. 1991 sollen zehn Milliarden Mark Umsatz überschritten werden. Der Auftragsbestand stieg 1988 von 10,6 auf zwölf Milliarden Mark und soll Ende 1989 rund 14 Milliarden Mark erreichen. Nach einem Jahresüberschuß von fünf Millionen Mark 1987 geht Vogels von einem „Gewinnpotential“ von 50 Millionen in 1988 und von etwa 100 Millionen Mark für 1989 aus. Wachstumsträger seien die Airbus-Fertigung, deren Umsatzanteil von derzeit gut 2,6 Milliarden Mark auf vier Milliarden Mark 1991 steigen soll. Auch die Wehrtechnik, die gut die Hälfte zum Gesamtumsatz beiträgt, verzeichnet Zuwachsraten. Der MBB-Hubschrauberbereich, der 1987 noch mit Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe abschloß, soll 1989 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Nach Angaben Vogels erwirbt Daimler die MBB-Industrie- und Bankgesellschafteranteile zu einem Kurs von 385 Prozent. Daimler zahlt für die Kapitalerhöhung knapp eine Milliarde Mark. Weitere rund 700 Millionen Mark wendet Daimler für die ausscheidenden Altgesellschafter auf, um die Mehrheit an MBB zu erhalten. Der Daimler-Einstieg erfolgt dabei in zwei Schritten: Durch eine Kapitalerhöhung, bei der sämtliche Altgesellschafter nicht mitziehen, erlangt Daimler 30 Prozent an MBB. Danach verkaufen die Industrie- und Bankgesellschafter - bis auf Siemens und Aerospatiale - ihre Anteile, wodurch Daimler nochmals rund 20 Prozent an MBB erhält.

Dem Vernehmen nach soll das MBB-Kapital nach der Erhöhung wie folgt verteilt sein: Daimler 49,45 Prozent, Bayern 16,83 Prozent, Hamburg 12,75 Prozent, Bremen sieben Prozent, Fides (Siemens/Aerospatiale) 14 Prozent. Bayerns Finanzminister Gerold Tandler hatte vor kurzem eine denkbare weitere Abgabe von Anteilen der Fides auf zehn Prozent angedeutet, wodurch der Daimler-Anteil an MBB auf rund 54 Prozent steigen könnte.

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