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Wird Suche nach Erdbebentoten eingestellt?

■ Bis gestern nur ein Überlebender des Bebens geborgen

Moskau (dpa/afp) - Im Erdbebengebiet der zentralasiatischen Sowjetrepublik Tadschikistan sind bis Dienstag über 100 Tote geborgen worden. Wie die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ am selben Tag meldete, konnte nur ein Überlebender gerettet werden. Nach Angaben der sowjetischen Presseagentur 'Nowosti‘ in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe rechnet man mit etwa 600 Toten, während 'Tass‘ am Montag noch von bis zu 1.000 ausgegangen war. Der Sachschaden des Bebens wird auf zehn bis zwölf Millionen Rubel (30 bis 35 Millionen Mark) geschätzt. Nach Angaben des 'Nowosti'-Mitarbeiters Juri Semmel wird erwogen, die Bergung einzustellen und die von Erdmassen verschütteten Dörfer zu Friedhöfen zu erklären. Die von einer acht Kilometer breiten und bis zu 15 Meter mächtigen Schlammlawine überraschten Menschen seien sofort erstickt. „Es gibt keine Rettungsbedürftigen“, meinte Semmel. „Es ist ja wohl auch menschlicher, die Toten ruhen zu lassen, als sie mit einem Bagger stückweise herauszuholen.“

Die hohe Opferzahl bei dem Erdbeben ist nach Ansicht der sowjetischen Parteizeitung 'Prawda‘ auch auf die mangelhafte Bauweise der Häuser und die unzureichende Erdbebenvorsorge zurückzuführen. Sie schlug vor, die Stabilität der Bauten in erdbebengefährdeten Gebieten zu überprüfen, sie notfalls abzureißen oder zu renovieren. Als Ursache für die mörderischen Schlammlawinen bezeichnete das Blatt die nur mangelhaft befestigten Dämme eines durch die Region führenden Kanals.

Lobend äußerte sich die 'Prawda‘ über die rasche Reaktion der Bergungsmannschaften auf die Katastrophe. Tausende Freiwillige versuchten seit Montag gemeinsam mit Polizei und Armee, die Verschütteten zu retten. Moskau habe 35 Ärzteteams in die Region an der Grenze zu Afghanistan entsandt. Am Dienstag sei bereits, so 'Tass‘ ein zweiter Konvoi mit 40 Fertighäusern aus Holz und mehr als 100 Jurten und Zelten eingetroffen.

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