: Medikamente im Amt entsorgen
■ „Füllen Sie mich ab“ / Kleine Ausstellung im Hauptgesundheitsamt informiert über das Ge- und Mißbrauchen von Medikamenten
Wer schon immer mal seine mit Arzneimitteln vollgestopfte Badezimmer-Schublade ausmisten wollte, kann damit jetzt schnurstracks zum Hauptgesundheitsamt marschieren. Dort warten seit gestern zwei Figuren mit aufgeblähtem, durchsichtigem Bauch und der Aufforderung:
„Füllen Sie mich ab“. Die Figuren stehen am Ende einer kleinen Ausstellung, die über den unmäßigen Arzneimittelverbrauch in der Bundesrepublik informiert. Die MacherInnen vom Hauptgesundheitsamt verstehen ihre Arbeit als „Verbraucherschutz mit Entsorgungsangebot“.
In der BRD sind 15.000 Medikamente auf dem Markt, ein Überblick ist selbst Pharmakolo
gie-Professoren nicht mehr möglich, geschweige denn den HausärztInnen oder gar den PatientInnen. In Norwegen haben es ÄrztInnen da schon einfacher, 1.870 verschiedene Medikamente dürfen sie nur verschreiben, ihre KollegInnen in den Niederlanden müssen den Überblick über 3.400 Präperate wahren - doch Spitzenreiter an Unübersichtlichkeit bleibt die Bundesrepublik mit ihren 15.000 zugelasssenen Pro
dukten. Allein bei Herzmitteln steht BRD-ÄrztInnen ein Riesen-Sortiment von 285 Präparaten zur Verfügung, ihre norwegischen KollegInnen dagegen brauchen nur über Wirkungen und Nebenwirkungen von sechs Medikamenten, für die strenge Zulassungskriterien gelten, im Bilde zu sein.
Die bundesdeutschen Pharma-Unternehmen - von Hoechst bis Schering und Merck - sind weltweit die größten Arzneimittel -Exporteure bzw. wie sie sich selbst nennen: „Apotheke der Welt“. Die Ausstellung informiert denn auch darüber, wie diese Konzerne Länder der „Dritten Welt“ mit unwirksamen oder todbringenden Medikamenten übersäen.
B.D.
Außer Stellwänden haben MitarbeiterInnen des Hauptgesundheitsamtes auch drei Veranstaltungen organisiert: Am 2.2. um 20 Uhr eine zum Thema „Arzneimittel-Exporte in die dritte Welt“. Am 9.2. eine mit Vertretern der Pharmaindustrie und der Ärztekammer. Am 16.2. eine zu „Frauen und Arzneimittel“.
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