: AfA-Gruppe: Mehr Geld für die ökologische Stadt
Mehr Geld und Stellen für ökologische Stadtgestaltung fordert die AfA-Betriebsgruppe im Ressort Umweltschutz und Stadtentwicklung / Vorsitzende Christine Ax: Ressort-Verschränkung war grundlegend für Stadtentwicklung ■ AKTUELLES INTERVIEW
Wacht die Betriebsgruppe der SPD-„Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ (AfA) im Ressort Umwelt-und Stadtentwicklung darüber, ob da die Parteibeschlüsse umgesetzt werden?
Ax: Nein. Aber die Sensibilität der SPD-Betriebsgruppen -Mitglieder für Umweltthemen ist sicher sehr groß und auch die fachliche Kompetenz.
Die Betriebsgruppe hatte die Zusammenlegung der Ressorts vor einem Jahr „mit großer Hoffnung“ begrüßt. Heißt das, daß jetzt Trennung nicht mit Hoffnung begrüßt wird?
Ax: Wir halten an der Einschätzung fest, daß es richtig war, Umweltschutz und Stadtentwicklung zu verschränken. Das ist grundlegend, um eine ökologische Stadtentwicklung sicherzustellen.
Wenn nun das alte neue Bau-Ressort Trassen plant, darf dann das Gartenbauamt und die Ökologische Stadtgestaltung des Umweltressort kommen und rankendes Efeu pflanzen?
Ax: Ökologische Stadterneuerung ist sehr viel mehr als Straßenbegleitgrün...
Sagt das die Landesregierung oder sagt das die Betriebsgruppe gegen die Landesregierung?
Ax: Das sagt die Betriebsgruppe in Übereinstimmung mit der Partei. Das war die Absicht, als die Ressorts zusammengelegt wurden.
Was wäre Verkehrsppanung in Bremen-Ost im Sinne ökologischer Stadtgestaltung?
Ax: Wenn erst einmal über Gewerbeansiedlungs-Entscheidungen solche Verkehrsströme produziert sind, ohne rechtzeitig alternative Verkehrskonzepte zu erarbeiten, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Das ist für die Bevölkerung schwierig, das ist für Daimler-Benz schwierig, und für die Politiker. Ökologische Stadtgestaltung ist eine längerfristige Aufgabe. Jetzt muß man dringend den öffentlichen Nahverkehr schneller machen als den Autoverkehr, Park-and Ride-Verkehr einrichten, die Straßen müssen zurückgebaut werden. Daß die Autos eine Dreiviertelstunde in der Schlange stehen, ist ja nur gut, wenn daneben die Busse schnell durchkommen.
Was macht die ökologische Stadtgestaltung, wenn die Trassen verhindert sind?
Ax: Zum Beispiel Gestaltung von öffentlichen Freiräumen, wo die Menschen sich durch die Stadt bewegen können, ohne durch Verkehr und Autoabgase belästigt zu werden. Es muß eine flächendeckende Planung geben, sie solche Aspekte berücksichtigt.
Ökologische Stadterneuerung bedeutet aber nicht nur die naturnahe Gestaltung von Freiräumen, sondern auch die Sanierung des Baubestandes. Städte sind Vampire, was den Verbrauch an frischem Wasser, Luft, Energie angeht, Städte sind Giganten im Schadstoffausstoß und in der Produktion von Abfall und Abwasser. Das muß nicht sein. Es gibt genügend Technologien, die ökologisch sind und die Lebensqualität verbessern. Man muß ja das knappe Trinkwasser nicht für die Toiletten-Spülung verbrauchen, z.B.
Warum sind bislang nur Recycling-Höfe in den Stadtteilen geplant, nicht allgemein: Öko-Höfe, in denen es Rat und Anregung gibt?
Ax: In Bremen gibt seit 2 Jahren die Arbeitsgruppe Ökozept, die im Auftrage des Umweltresorts ein Strukturkonzept für den Bereich Obervieland entwickelt. Die schlägt auch solch dezentralen „Höfe“ vor: einen Landschaftspflege-Hof, einen ökologischen Gewerbe-Hof usw.
Haben solche Ideen innerhalb der SPD überhaupt eine Chance?
Ax: Der Beirat in Obervieland kennt die Planungen und ist begeistert, die möchten lieber heute als morgen anfangen. Eine dezentrale, ökologische Entwicklung und Aufwertung der Stadtteile wird von der Mehrheit der SPD gewünscht. Auf Dauer kann es auch nicht weitergehen, daß alle verfügbaren Mittel für Stadterneuerung in Hochglanzprojekte der City und Konsumtempel fließen. Im Moment sieht es so als, als sollte der Kaufrausch die einzige Erlebnismöglichkeit der Bremer werden.
K.W.
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