Rappeln im Karton

■ Lautstarke symbolische Grundsteinlegung für ein Moabiter Kulturzentrum auf dem Gelände des Ballhaus Tiergarten

Ein imposanter Karton, verwandelt in einen „Grundstein für ein Moabiter Nachbarschafts- und Kulturzentrum“, zeugt von der gestrigen Besetzungsaktion auf dem Gelände des Ballhauses Tiergarten an der Perleberger Straße. Rund 60 MoabiterInnen hatten sich mit Transparenten, Schellen und Trommeln eingefunden, um auf die drohende Vernichtung dieses historischen Geländes aufmerksam zu machem.

Wie berichtet, will die Kulturhausinitiative Mo21 dort ein Kulturkonzept mit kommunalem Kino, Konzerten, Theater und „einer der Sozialstruktur der MoabiterInnen angepaßten Gastronomie“ verwirklichen. Dem Senat, der das Kulturkonzept nicht unterstützt, weil es sich „nicht rechnet“, werfen die Tiergartener vor, statt dessen mit Millionensubventionen dem Bauspekulanten Vorschub zu leisten. Anlaß für die - vorerst symbolische - Besetzung ist der drohende Erwerb und die bis zu zehngeschossige Bebauung durch die Firma Becker & Gries.

„Statt Grün-Zerstörung durch Beton“ fordern die an die „Spekulanten Schlecker & Kies“ mitsamt ihrem Architekten „Knaller“ (gemeint ist der Architekt Baller) gerichteten, vom Dach wehenden Tranparente „Kiezkultur und Bäume“.

Obwohl die Polizei direkt neben dem Ballhausgelände beheimatet ist, ließen sich lediglich zwei Zivis und zwei KOBs blicken, eine Zurückhaltung, die von den Veranstaltern mit der am Sonntag stattfindenden Wahl in Zusammenhang gesehen wird.

taz