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US-Fahne ohne Sowjet-Schutz: Eingeholt

■ Die Kämpfe am afghanischen Salang-Paß gehen weiter / Internationales Botschaftspersonal wird aus der eingeschlossenen Stadt abgezogen / Allseits heftige diplomatische Aktivitäten

Kabul/Islamabad/Moskau (afp) - Auf der Salang-Straße, der einzigen Direktverbindung zwischen Kabul und der Grenze zur Sowjetunion, ist es am Montag erneut zu heftigen Kämpfen zwischen afghanischen Regierungstruppen, abziehenden Rotarmisten und moslemischen Rebellen gekommen. Dabei verkündete Mudschahedin-Führer Burhanuddin Rabbani noch am Wochenende in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, die Widerstandskämpfer wollten den Salang-Paß in Zukunft für den sowjetischen Truppenabzug und Nahrungsmitteltransporte freihalten.

Auf dem Gelände der US-Botschaft in Kabul wurde unterdessen in einer kurzen Zeremonie die amerikanische Flagge eingeholt. „Wir werden zurückkehren, sobald dieser Konflikt vorbei ist“, erklärte der US-Geschäftsträger Glassman. Nur eine kleine Gruppe einheimischer Angestellter bleibt zurück. Das Personal der Botschaften Italiens und Japans wollte Kabul am Dienstag verlassen; die deutsche Botschaft hatte als erste westliche Vertretung bereits vergangene Woche geschlossen. Die französischen Staatsbürger werden mit Ausnahme des Rot-Kreuz-Personals am Montag nächster Woche in ihre Heimat zurückkehren, die sechs britischen Diplomaten wollten die Hauptstadt bis Ende der Woche verlassen.

Nicht auszuschließen ist, daß es beim Besuch des sowjetischen Außenministers Schewardnadse am 4. Februar in Islamabad erneut zu Direktgesprächen mit der Mudschahedin -Allianz kommen wird. Aber auch die pakistanische Diplomatie hat sich auf hoher Ebene in die Bemühungen um eine erweiterte zukünftige Kabuler Regierung eingeschaltet. Zu diesem Zweck traf der pakistanische Außenminister Yakob Khan am Sonntag mit seinem saudischen Amtskollegen Prinz Saud al Faisal in Riad zusammen. Man rechnet damit, daß Yakob Khan die Saudis drängen wird, ihren Einfluß bei den Widerstandsgruppen geltend zu machen und hier vor allem die Radikalfundamentalisten zu Zugeständnissen aufzufordern.

Sollten der afghanische Präsident Nadschibullah und die Mudschaheddin nicht zu einer Einigung finden, droht dem Land nach Ansicht des UNO-Sonderkoordinators Agha Chan die „geographische, wirtschaftliche und politische Spaltung“. Gegenüber der amerikanischen Wochenzeitschrift 'Newsweek‘ erklärte der UNO-Mitarbeiter, die UNO müsse auf jeden Fall in der Hauptstadt bleiben, auch wenn sie in die Hände der Rebellen falle.

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