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Rechte griffen ALer an

■ Neuköllner ALer wurde von Rechtsradikalen attackiert Dabei wurden Nazi-Parolen gerufen / Polizei ließ auf sich warten

Nach der Wahl der „Republikaner“ in das Abgeordnetenhaus hat der Mob offenbar Konjunktur: Mutmaßliche Anhänger der rechtsradikalen Partei gingen in der Nacht zum Montag sogar auf Bezirksverordnete los und griffen zwei BVVler der Tempelhofer AL auf dem Weg nach Hause an, beschimpften sie mit Wendungen wie: „Man sollte euch mit den Asylanten gleich mitvergasen, der Kopf gehört runter.“ Das berichtete eine Betroffene auf taz-Anfrage.

Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen war die Wahlparty im Rathaus Tempelhof. Schon dort fielen die mutmaßlichen Sympathisanten der „Republikaner“ auf, weil sie versuchten, mit Stammtisch-Parolen und Rempeleien Aufsehen zu erregen. Das geschah in einer solch schlimmen Weise, daß der Vorsteher der BVV sich dreimal nicht anders zu helfen wußte, als die Polizei zu rufen. Als sich dann die beiden AL -Bezirksverordneten auf den Heimweg machten, geschah es: Zwei aus der Gruppe, die schon im Rathaus waren, hatten den AL-Verordneten aufgelauert und bedrängten sie massiv. Die ALer konnten sich in einen Hausflur retten. Während die Angreifer sich daran machten, die Tür einzutreten, ließ sich die alarmierte Polizei reichlich Zeit. Ganze zwanzig Minuten, so die AL, brauchten sie, um sich von der nahe gelegenen Wache an den Tatort zu begeben. Dort angekommen, meinten die Beamten, daß sie nicht interessiert seien, ob es sich um einen Angriff rechtsradikaler Kräfte auf Politiker handele. Die Betroffene zur taz: „Das war unglaublich. Die Beamten waren rotzfrech und wollten von nichts wissen. Schlimm, daß man so die Augen verschließen kann.“

Die AL hat sich inzwischen in einer Presseerklärung zu diesem Vorfall geäußert. Sie ist empört über das Verhalten der Polizei. Außerdem brachte die AL den Angriff in direkten Zusammenhang mit den „Republikanern“. Die AL-Verordneten hätten Strafanzeige erstattet.

Die Pressestelle der Polizei wußte gestern von nichts. Sie wisse auch nichts von einer Anzeige. Auch könne sie seit der Wahl kein Anwachsen der Überfalle aus politischen Motiven feststellen.

hosch

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