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Party mit Hollywoods Watschelente

■ Coop präsentiert: Walt Disney's World On Ice, was manchen Besucher in Oldenburg vor lauter Glitzern, Bombast und Blödheit schaudern ließ / Werbeveranstaltung für Heizdecken?

Die aufgeblasene, laserbeleuch tete Riesen-Micky-Maus vor der Halle zeigt in entlarvender Ehrlichkeit, worum's geht: Bombastisch aufgemachtes Glitzershowbizz, präsentiert von einer ex-gewerkschaftlichen Supermarktkette, sinnigerweise ausgerichtet von „Merchandising München Concerts“ (die norddeutsche Tiefebene gilt gern als Teststrecke für kommerzielle Glamourshows: wenn selbt Nordlichter klatschen, fällt die Chose in temperamentvolleren Regionen auch nicht durch). Bunt, hell, laut, grell und ziemlich hohl.

„Happy Birthday, Donald Duck“ ist überall zu lesen und zu hören. Die berühmteste und vor allem erfolgreichste Ente der Welt feiert ihren 50. Geburtstag; oder besser: sie läßt feiern; gewinnträchtig natürlich. „Walt Disney's World on Ice“, am ver

gangenen Dienstag in Oldenburg auf's Eis gebracht, das sind viele bunte Lichter, ein bißchen Komik (einige ganz nette Slapstick-Nummern), ein bißchen Motorradartistik, ein bißchen Feuerzauber - von allem halt ein bißchen. Und um den Eindruck zu suggerieren, vielleicht doch an einer großen Broadway-Revue teilzunehmen, wird das Ganze mühsam aufgewertet durch ein paar leibhaftige Eissport-Stars und Sternchen, deren sporadische, meist beziehungslos eingestreute Kürläufe die wenigen wirklichen Begeisterungsäußerungen des Publikums hervorrufen.

Das Geschehen auf dem Eis hangelt sich mühsam an einer dürftigen Story entlang: Donald hat Geburtstag, alle feiern, werfen mit Sahne um sich, Gäste sind gekommen (Goofy, Pluto, Minnie, Schneewittchen und die sieben Zwerge) ja sogar die Bösewichter dürfen mitfeiern, und siehe da: plötzlich sind sie auch gar nicht mehr so böse. Zum Schluß blasen alle eifrig unterstützt vom Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Weser-Ems-Halle - die Lichter der Geburtstagstorte aus.

In der Pause gibt es viel Zuckerwatte, Eis, Coca-Cola, Pop -Corn und jede Menge kitschiger Walt Disney Figuren zu kaufen: American way of life pur. Alles ist perfekt organisiert, die Show wird ohne die geringste Irritation abgespult. Wenn die Tonbandstimme sagt:„In 3 Minuten geht's weiter“, dann geht es auch in drei Minuten weiter. Auf die Se

kunde. Nichts bleibt dem Zufall überlassen, sogar der Applaus kommt teilweise aus den Lautsprecherboxen unter der Hallendecke. Fehlt nur noch die Leuchttafel mit der Aufforderung: „Jetzt bitte klatschen“!

Walt Disney's Welt auf dem Eis reduziert sich auf einige bunte Gestalten - halb Mnesch, halb Tier - sauber aufgeteilt in Gut und Böse und schließlich nur noch Gut. Kindern lesen mit Sicherheit lieber weiter ihre Mickey-Maus-Heftchen, anstatt dem entnervenden Tonbandgequake dieser watschelnden Hollywoodente zu lau

schen. Und die Erwachsenen? Vielleicht ist es die stark vereinfachende, undifferenzierte Weltsicht des Disney -Spektakels, die dem Harmoniebedürfnis mancher ZeitgenossInnen gnädig entgegenkommt. Jedenfalls konnte all das Glitzern und Blinken und das bißchen Ästhetik der Kürläufe bei manchen BesucherInnen den Eindruck nicht verwischen, an einer Werbeveranstaltung teilzunehmen, deren einziger Zweck darin bestand, möglichst viele Heizdecken abzusetzen.

Kai Engelke

Weser-Ems-Halle OL, bis 5.2.

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