: Zwei Stunden Franke live
Uni-Vollversammlung traf mit leibhaftigem Senator zusammen ■
Foto:Herve Maillet
Nach zwei Stunden hin und her zwischen weitgehend allgemeinem studentischem Forderungskatalog und ebenso allgemeinen senatorischen Ausschweifungen stellte die Diskussionsleiterin gestern nachmittag den mehreren hundert StudentInnen in der Uni-Mensa eine ganz konkrete Frage: „Findet Ihr, daß die Diskussion mit Franke noch Zweck hat?“ Doch die Antwort blieb unklar: In ungefähr drei gleichen Teilen hoben sich die Arme für „Ja“, „Nein“ und „Enthaltung“.
Dabei hatte das erste Zusammentreffen der streikenden StudentInnen mit dem wortgewandten Wissenschaftssenator so vielversprechend begonnen. „Keine Chance dem Pöbel“ skandierte eine zwanzigköpfige blaubeschürzte „Schutztruppe“, und unter Konfettiregen bekam ein strahlender Franke den „HEP-LEP-2010-Orden am Bande“ überreicht. Doch als er dann auch zu Wort kam, mochte der Senator zunächst nicht die verlangten konkreten Antworten auf einen Acht-Punkte-Forderungskatalog abgeben, sondern freudig einen Senatsbeschluß vom vergangenen Dienstag bekanntgeben.
„Bremen wird Möllemanns Notprogramm in voller Höhe übernehmen“, war die erste Nachricht, die bei den StudentInnen jedoch nicht mehr als ein Lächeln auslöste. Applaus gab es dagegen für den Beschluß, vakante Stellen in der Mensa tatsächlich wieder zu besetzen. Zustimmung fand auch noch Frankes Versicherung, daß er die neuen paritätischen Kommissionen in der Uni „politisch abzudecken“ bereit sei. Doch als er sagte, sich damit bereits „im Grenzbereich des Verantwortbaren“ zu bewegen, gab es laute Pfiffe und Buh-Rufe. „Mir scheint, die Herren haben noch nicht kapiert, was wir für einen Druck entfalten können“, faßte ein Student am Schluß zusammen. Denn außer Frankes Zusagen, über einzelne Forderungen „nachzudenken“ oder „offen zu streiten“ und der Wiederholung seines Versprechens, die Uni-Kitaauf jeden Fall zu erhalten, hatte die Befragung kein Ergebnis.
Zufrieden zeigte sich nur Rektor Timm über Frankes Zusage, die neuen paritätischen Gremien mitzutragen: „Das ist doch das Maximum dessen, was wir erreichen können“, rief der Mathematiker und beschäftigte sich dann lieber mit dem Bemalen der zahlreichen Luftballons auf dem Podium. Die StudentInnen wollen jetzt wieder in den Fachbereichen über den Fortgang ihres Streiks beraten.
Ase
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