: IGM lehnt Wiederaufnahme von ausgeschlossenen Kritikern ab
Bochum (taz) - Den in der linken Betriebsszene bundesweit bekannten oppositionellen Betriebsräten von Opel in Bochum soll die Wiederaufnahme in die IGMetall verwehrt bleiben. Einen entsprechenden Beschluß faßte die 21köpfige Ortsleitung der IGM mit großer Mehrheit am 17.1.1989. Die neun Opelarbeiter, die zum Teil schon vor 15 Jahren aus der IGM ausgeschlossen worden waren, hatten in den vergangenen Jahren unter der Bezeichnung „Liste für die Belegschaftsforderungen“ bei Betriebsratswahlen erhebliche Zustimmung verbuchen können.
Seit Herbst 1987 bemühen sich die Ausgeschlossenen um die Wiederaufnahme. Zuletzt hatten sie schriftlich versichert, auf die Aufstellung einer eigenen Liste bei den Betriebsratswahlen künftig zu verzichten. Das reichte der Ortsleitung offenbar nicht. Ludger Hinse, IGM -Ortsbevollmächtigter in Bochum, ist zwar „prinzipiell“ dafür, daß „jeder wiederaufgenommen wird“, wirft den Ausgeschlossenen aber vor, durch jüngste Veröffentlichungen im „alten Stil“ weitergemacht und erneut Mißtrauen gesät zu haben.Die halten ihrerseits dem Ortsbevollmächtigten eine Drehung um 180 Grad vor. In einem Gespräch mit ihnen habe Hinse zunächst eine Unterstüzung des Wiederaufnahmeantrages zugesagt. Erst auf Druck der Betriebsratsmehrheit von Opel, die in der Ortsleitung 25 Prozent der Stimmen stellt, sei er dann, so ihre Vermutung, zurückgewichen. Hinse bestreitet diese Darstellung und hält den Neun vor, nichts getan zu haben, um bei der Mehrheit der Ortsverwaltung ein Fundament für „gegenseitiges Vertrauen“ zu schaffen.
Bei Opel selbst scheint eine Zusammenarbeit der seit Jahren verfeindeten Gruppen so gut wie ausgeschlossen. Kritisiert wird die ausgesprochen sozialpartnerschaftlich orientierte Betriebsratsmehrheit dabei keineswegs nur von den ausgeschlossenen „Oppositionellen“. Mindestens sieben IG -Metall-Betriebsräte stimmen regelmäßig zusammen mit den „Ausgeschlossenen“ gegen die Mehrheit, denen weithin Betriebsegoismus und Mißachtung gwerkschaftlicher Grundpositionen vorgeworfen wird. Die endgültige Entscheidung für die Wiederaufnahme liegt nun beim IGM -Vorstand in Frankfurt.
Walter Jakobs
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