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Nach dem Abzug Granaten auf Kabul

■ Der afghanische Widerstand belegt die Stadt mit Raketenbeschuß / Moskaus letzter Soldat wurde gestern früh aus Kabul ausgeflogen / Schewardnadse ohne Erfolg aus Pakistan abgereist / Verbindungen nach Kabul weitgehend abgebrochen

Neu Delhi/Kabul (dpa) - Nach dem Abzug der letzten sowjetischen Soldaten flogen gestern die Raketen auf Kabul. Die Widerstandskämpfer begannen am frühen Morgen mit der Beschießung der afghanischen Hauptstadt. Gleichzeitig verließ der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse die pakistanische Hauptstadt Islamabad, ohne nach seiner Begegnung mit Premierministerin Benazir Bhutto mit Rebellenvertretern Gespräche geführt zu haben. Eine Beteiligung von Vertretern der amtierenden Regierung des Staatspräsidenten Nadschibullah an einer zukünftigen Regierung Afghanistans wird damit immer unwahrscheinlicher.

Schewardnadse schloß bei seiner Abreise aus Islamabad vor Journalisten zwar eine Rückkehr sowjetischer Soldaten nach Afghanistan aus. Er erklärte allerdings, eine Einmischung von außen auf die Entwicklung in dem Land werde die Sowjetunion zu verhindern wissen.

Nach sowjetischen Angaben haben die letzten sowjetischen Soldaten in der Nacht zum Montag die Hauptstadt verlassen.

Anderen Informationen zufolge hielt sich aber noch ein Bataillon von 1.000 Mann auf dem Flughafen auf. Im Land stehen offenbar insgesamt noch etwa 20.000 sowjetische Soldaten. Die Beschießung der Hauptstadt begann am Montag in den Bezirken rund um den Kabuler Flughafen. Dort soll es schwere Zerstörungen gegeben haben, wie Widerstandsvertreter in Neu-Delhi berichteten. In Kabul hieß es, die Widerstandskämpfer wollten die von ihnen umzingelte Stadt sturmreif schießen. Bis Montag mittag waren fast alle Nachrichtenverbindungen nach Kabul abgebrochen, auch die letzte Fluglinie sollte eingestellt werden.

Der britische Geschäftsträger in Kabul, Ian Mackley, hält einen Putsch in Afghanistan für „nicht mehr ausgeschlossen“. Der Diplomat, der als einer der letzten westlichen Vertreter das Land am Samstag verlassen hatte, erklärte am Montag in Neu-Delhi, auch Namen würden in Kabul gehandelt. Mackley sagte, wenn Nadschibullah ernsthaft daran liege, ein Blutbad zu verhindern, dann solle er das Land „mit der letzten sowjetischen Maschine“ verlassen. Tagesthema Seite 3

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