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Vorurteile-betr.: "Schwaben kommen langsam, aber...", taz vom 25.1.89

betr.: „Schwaben kommen langsam, aber...“,

taz vom 25.1.89

(...) Wenn Willier bei Gesprächen mit Studierenden besser aufgepaßt hätte, wäre ihm sicher nicht entgangen, daß die Proteste hier durchaus eigene Ursachen und Antriebskräfte haben und mitnichten nur ein Nachgeäffe der Berliner und sonstigen Aktionen sind.

Kein Wort auch darüber, daß die Stuttgarter Uni in einer Sondersituation, die erst durch konsequentes Niederhalten studentischer Mitbestimmung und zweitens durch eine vorzügliche Finanzausstattung vieler naturwissenschaftlicher und technischer Fächer bestimmt ist. Wie erklärt sich Willier denn die massiven Unruhen in Tübingen, die schon einige Zeit andauern, wenn er meint, daß der schwäbische Revoluzzer entweder in Berlin oder Nicaragua agitiert. Oder sollten seine geographischen Kenntnisse so rudimentär sein, daß er Tübingen nach Hessen oder Nordrhein-Westfalen umsiedelt?

Sehr liebenswürdig auch die Vermutung, daß uns Schwaben wohl eher der Ärger um die Kehrwoche zum Aufstand treibt als der Ausverkauf der Uni. Die Komplimente reißen nicht ab. Unser Protest sei „friedlich, freundlich gar“.

Über dieses Sammelsurium an bescheuerten Vorurteilen über schwäbische Mentalität könnte man vielleicht hinwegsehen, wenn wenigstens alle wichtigen Fakten erwähnt wären. Kein Wort über die größte Studentendemo in Stuttgart, die je über die Bühne ging. Kein Wort über phantasievolle Aktionen wie die beim Ball der Nationen. (...)

U.Klein, K.-P.Reckfuß, Stuttgart

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