: Familienzusammenführung mit BTX
Straßburg (afp) - Mit Hilfe des französischen Bildschirmtextsystems Minitel bemüht sich eine junge Journalistin seit Montag um Familienzusammenführung besonderer Art: Sie sucht elsässische und lothringische Verwandte von rund 2.000 Guyanern, deren Vorfahren vor mehren hundert Jahren aus Ostfrankreich in das Überseeterritorium am Amazonas ausgewandert sind. Unter dem Stichwort „Guya“ können Elsässer und Lothringer bis Ende Juli nachforschen, ob sie Tausende von Kilometern entfernt einen Vetter oder eine Cousine haben, von deren Existenz sie bislang nichts wußten. Am Anfang der ungewöhnlichen Initiative stand ein zweijähriger Arbeitsaufenhalt der aus Straßburg stammenden Journalistin in Französisch-Guyana. „Mir fielen zahlreiche Einheimische mit für mich zwar vertrauten, in Guyana aber ausgesprochen exotisch klingenden Namen auf - wie Horth, Schmitt, Schaeffer, Zimmer oder Lauffensburger“, berichtet Marion Urban.
Ihre Nachforschungen in historischen und städtischen Archiven, Gespräche mit geschichtskundigen Guyanern und persönliche Kontakte mit den Betroffenen ergaben, daß in zwei Auswanderungswellen - 1763, unter Ludwig XV. und 30 Jahre später, zur Zeit der französischen Revolution - über 8.500 Elsässer und Lothringer nach Guyana kamen, als Siedler, Soldaten oder auch Häftlinge. Viele von ihnen schätzungsweise drei Viertel - wurden schnell von Tropenkrankheiten hinweggerafft, die übrigen blieben zum größten Teil im Lande und vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung. 35 dieser Einwandererfamilien hat Marion Urban nun per „Minitel“ gespeichert.
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