: G.Grass-betr.: "Adornos Zunge", taz vom 4.2.89
betr.: „Adornos Zunge“,
taz vom 4.2.89
(...) Mit solchem Dreck des Drecks muß Adorno, der sich nicht mehr wehren kann, nachträglich bewerfen lassen von einem zu etwas anderem als Unterschriftensammeln oder -geben längst unfähigen bitteren Schnäuzerträger, einem windelweichen Berufsbetroffenen, der die karrierefördernde tagespolitische Parteinahme als Ausdruck aufrechter demokratischer Gesinnung und moralinsaures Gerülpse über die angeblich drohende Apokalypse als gesellschaftskritisches Engagement mißversteht, einem miesen Typen, dem die Herrschenden die Zunge beziehungsweise das Gehirn gar nicht mehr herausoperieren müssen, weil er längst freiwillig den kategorischen Imperativ des postmodernen Zeitgeistes befolgt hat, der lautet: es ist wieder schick, den Arsch als Gesicht und Kopf zu tragen.
Man muß Grass für seine infam-gehässige Tirade und der taz für deren Abdruck auch dankbar sein, wird doch damit unfreiwillig - bewiesen, daß es nach wie vor ein Gebot der Vernunft ist, in der Tradition (nicht nur) Adornos weder von der eigenen Ohnmacht, noch von der Macht der Herrschenden, noch von der auftrumpfenden Dummheit und scheinoppositionellen Trommelei a la Grass und taz sich dumm machen zu lassen, sondern auch und gerade letzterer mit aggressiver Kritik zu begegnen.
Clemens Nachtmann, Westberlin
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