: „Lebensnotwendige Kraft“
Ein Brief der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti/El Salvador ■ D O K U M E N T A T I O N
24.Dezember 1988
Geschätzte Companeros, mit Befriedigung haben wir im vergangenen September zur Kenntnis genommen, daß die Kampagne „Waffen für El Salvador“ wieder angekurbelt worden ist. In diesem Monat ist uns nun das erste Geld seitdem übergeben worden - die Antwort des deutschen Volkes auf diese Initiative.
Diese Form der Solidarität mit dem Kampf unseres tapferen Volkes, das sich mit den Waffen erhoben hat, um seine Souveränität, Unabhängigkeit und Freiheit wiederzuerlangen, hat gerade in der heutigen Stunde hohen symbolischen wie konkreten Wert. Denn die Schlachten von heute haben zusammen mit allen Anstrengungen in diesem achtjährigen Befreiungskampf - die kriegerische und interventionistische Strategie der Reagan-Regierung in eine äußerst komplizierte Situation versetzt und die Bedingungen geschaffen für integrale - politische wie militärische - Schlachten, die sich immer schneller dem Sieg der Revolution nähern.
Die Propagandisten des „Kriegs niedriger Intensität“ wollten uns glauben machen, daß der revolutionäre Krieg keine Existenzberechtigung hat. Sie haben versucht, ihn zu negieren und ihre eigenen Niederlagen zu verbergen. Aber Mut, Kühnheit, Entschiedenheit und Würde unseres Volkes sowie der Kämpfer der FMLN haben diesen Lügenvorhang des Regimes und seiner Propagandisten beiseite gerissen. Mit jedem kleinen Gefecht genauso wie mit ihren strategischen Schlägen (1988 waren unsere militärischen Ziele die 4.Brigade in Chalatenango, die 6. Brigade in Usulutan, das 4. Militärdepartement in Morazan sowie die Hauptquartiere der Nationalgarde, der Luftwaffe und des Generalstabs in San Salvador). Damit wird unserem Volk und der Welt angekündigt, wie nah der totale Zusammenbruch des korrupten und kriminellen Regimes von Duarte und Vides Casanova (Verteidigungsminister, d.Red.) ist.
Das Jahr 1988 hat große Fortschritte in der Organisation und dem Kampf des Volkes gebracht, Wachstum und eine große militärische Offensive, diplomatische Erfolge und wiederholte Bekundungen von Solidarität. Die FMLN hat den Streitkräften der Diktatur 8.000 Mann Verluste zugefügt, ihre Militärdoktrin und ihre Spitze in die Krise gestürzt, die bei dem Versuch, ihre Strategie wieder zu flicken, auf verzweifelte und nutzlose Unterfangen wie die Bildung von Todesschwadronen zurückgreifen.
Mit jeder Aktion gegen die Diktatur erlebt unser Volk einen neuen Moment im revolutionären Prozeß.
In dieser Stunde ist die internationale Solidarität mehr als nur die Zärtlichkeit der Brudervölker. Sie wird zur lebensnotwendigen Kraft für den Sieg des salvadorianischen Volkes. Deshalb verbinden wir mit unserem Dank an die Spender der Kampagne „Waffen für El Salvador“ den Aufruf an das Volk der Bundesrepublik Deutschland, seine moralische und materielle Unterstützung fortzusetzen und zu erhöhen im Wissen, daß sie damit einen gerechten Prozeß unterstützen.
Vereint im Kampf bis zum endgültigen Sieg!
Revolution oder Tod - wir werden siegen!!
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