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Fuchs gefangen

■ Senatsdirektor-Doppelkopf bei Grobecker

Bremens Finanzen sind sowieso schon total durcheinander, macht also im Grunde fast gar nichts, daß keiner mehr durchblickt, wie es an der Spitze des Finanzressorts weitergeht. Nur eins stellte Finanzsenator Grobecker gestern unmißverstänflich klar: „Ich bleibe!“ Allerdings verriet der Senator mit dem höchsten Senatsdirektoren -Kandidatenverschleiß nicht, warum eigentlich.

Dafür ging gestern nach endlosem Händeschütteln, zahlreichen Lachshäppchen und einigen Gläschen besseren Weines und 3 1/2 Jahren Arbeit Grobeckers Stellvertreter, Doktor Andreas Fuchs. „Doc Fuchs“, wie Grobi seinen bisherigen Senatsdirektor mit dem ihm eigenen Respekt für intellektuel -akademisch Weihen liebevoll nennt, heißt ab sofort nicht mehr „Senatsdirektor“ sondern Staatsrat und leitet die Senatskanzlei von Bürgermeister Wedemeier. Einfacher und mit Grobeckers Worten gesagt. Er „muß im Rathaus sitzen“.

Wer künftig dauerhaft bei Grobi rumsitzen muß, ist immer noch ungeklärt. Drei Kandidaten hatten Grobecker in den letzten Wochen nacheinander einen Korb gegeben. Erst winkte der hausinterne Steuerchef Werner Kahrs ab, dann zog der Bremer Hochschullehrer Rudolf Hickel (Grobi: „Ich kenn da 'nen Professor“) seine wissenschaftlichen Studien dem harten Krisenmanagement vor und zum Schluß vermasselte die SPD -Fraktion Grobecker eine Leihgabe der Bremer Landesbank. Die Landesbank war sogar willens, ihrem Mann im Finanzressort, Arno Lehmann, das kärgliche Senatsdirektorengehalt mit 40.000 Mark aus der eigenen Kasse aufzubessern. Nur SPD -Fraktionschef Claus Dittbrenner wollte das nicht, obwohl er es gar nicht hätte bezahlen müssen.

Hauptvorzug des jetzt gekürten Interims-SD, „Doc“ Hartwig Heydorn, ist denn auch laut Grobecker, „daß ich den meiner Fraktion nicht vorzustellen brauche“. Dort ist Heydorn nämlich bereits bestens als oberster Herr aller öffentlich Bediensteten bekannt. Heydorn leitet seit Jahren die Bremer Senatskommission für das Personalwesen und soll das - neben seinem neuen Job - auch in Zukunft tun. Grobecker und das „alte Schlachtroß Heydorn“ (Grobecker) kennen sich schon aus alten Zeiten, als Grobi noch Arbeitssenator war: „Wir haben schon gemeinsam die AG Weser dicht gemacht.“

Wie lange die beiden jetzt wieder zusammen was dichtmachen können, hängt vor allem von neuen Kandidaten ab. Grobi zuversichtlich: „Vielleicht find ich ja noch mal 'ne Bank, die mir einen SD bezahlt.“

K.S.

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