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Friedhofsruhe am Biberbach

■ Wenig Zuschauer, aber große Einnahmen bei den Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in den USA

Berlin (taz) - „Man soll es zwar nicht laut sagen, aber manchmal war eine Stimmung wie auf dem Friedhof.“ Dieser Stoßseufzer entrang sich der Brust des Präsidenten des Organisationskomitees der Alpinen Skiweltmeisterschaften in Vail und Beaver Creek in Colorado, John Knous. In der Tat, für Stimmung sorgten fast ausschließlich die kuhglockenbewehrten Schweizer und die Auftritte der Us -amerikanischen Läufer und Läuferinnen, die selbst dann bejubelt wurden, wenn sie ganz hinten landeten. An Zuschauerzahlen wie etwa die 160.000 von Schladming 1982 war in den Rocky Mountains nicht zu denken. Gerade 40.000 der sündhaft teuren Eintrittskarten wurden verkauft, die am besten besuchte Veranstaltung war die Eröffnungsfeier, bei der es viel Brimborium und Glamour zu bestaunen gab. Trotz der Zuschauerflaute erbrachte die zweiwöchige Show einen Überschuß von 370.000 Dollar.

Marc Hodler, Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS) war dennoch zufrieden. Daß das Besichtigen von Skifahrern für die US-Bürger kein sonderlich großes Vergnügen darstellt, war vorher bekannt, und Hodler freute sich so vor allem über die vielen Leute, die selbst Ski fuhren und anstatt im Stadion Platz zu nehmen, von der Piste aus zuschauten, wofür sie nur eine Liftkarte zu lösen brauchten.

Sportlich gesehen war die WM durchaus interessant. Acht Länder teilten sich die Medaillen, von den großen Skinationen gingen nur die Italiener leer aus, was vor allem am Unglück Alberto Tombas lag, dem einfach nichts gelingen wollte. Die italienischen Trainer mußten nach der Pleite zurücktreten, besonders hart wurde zu guter Letzt Technik -Trainer Pietrogiovanna kritisiert.

Der hatte den zweiten Lauf des abschließenden Slaloms der Männer gesteckt und dabei einen äußerst giftigen, eckigen und unrhythmischen Kurs fabriziert. Nachdem bereits im ersten Durchgang etliche Athleten - unter anderem Tomba und Pirmin Zurbriggen - ausgeschieden waren, sorgte die Strecke des Italieners für weitere Opfer, zu denen auch Ingemar Stenmark in seinem letzten WM-Rennen gehörte. Von 98 Startern kamen nur 47 ins Ziel. „Der Schwierigkeitsgrad grenzt an Wahnsinn“, urteilte Österreichs Cheftrainer Pum.

Am besten kam mit dem diffizilen Kurs der Österreicher Rudi Nierlich zurecht, der schon den Riesenslalom gewonnen hatte. Er verpaßte der letzten bundesdeutschen Hoffnung Armin Bittner, der nach dem ersten Durchgang geführt hatte, in einem spannenden Finale noch die Silbermedaille, auf die der 24jährige sehr zwiespältig reagierte: „Silber zählt zwar nichts, aber ich bin zufrieden.“

Matti

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