: Soli-trans gegen Speditionen
■ Alternatives Transportunternehmen für Hilfsgüterlieferungen in Bremen gegründet Kritik an etablierten Speditionen: Die arbeiten auch für Rassisten und Waffenschieber
Der Transport von Hilfsgütern, die von hiesigen Solidartitätsgruppen und karitativen Verbänden gesammelt werden, soll zukünftig nicht mehr den herkömmlichen Speditionsfirmen überlassen, sondern sozusagen in die eigenen Hände genommen werden. „Soli-Trans“ heißt die Idee und die neugegründete gemeinnützige Transportgesellschaft.
Horst Müller, selbst Speditionskaufmann und einer der Initiatoren dieses Projekts, hat die herkömmlichen Transportunternehmen unter die Lupe genommen: Viele von ihnen verfügen über eigene Niederlassungen in den Empfängerländern und zahlreiche Verbindungen zu Politikern, die für die unmenschlichen Zustände bei ihnen verantwortlich sind. Geliefert wird von diesen Firmen alles, für das bezahlt wird. So verfügt beispielsweise
die Bremer Spedition Kühne und Nagel über eine Reihe von Niederlassungen in Südafrika. Dieses Unternehmen rühmt sich auch der „bestorganisierten Holzimportabteilung“, die Mengen von Tropenholz einführt. Auf Schröders Nachfrage hat kein einziges der im Bremer Branchenfernsprechbuch eingetragenen Übersee-Speditionsunternehmen den Transport von Unimogs nach Durban abgelehnt. Horst Müller: „Es ist nicht Ausnahme, sondern die Regel, daß viele Transportunternehmen Hilfsgüter beispielsweise für die Opfer der südafrikanischen Agression transportieren und auf den gleichen Schiffen von den gleichen Unternehmen Waffen und anderes Kriegsmaterial transportiert wird, das für die südafrikanische Armee bestimmt ist.“
Erste Transporte im Auftrag
Bremer Solidaritätsgruppen für Flüchtlingslager der SWAPO in Angola und des ANC in Tansania hat Soli-Trans bereits durchgeführt. Nach Aussagen von Möller kann es alle Aufträge erledigen, die auch die herkömmlichen Speditionen leisten könnten. Auch die beabsichtigte Verwendung in den Empfängerländern sei gewährleistet - durch die Überwachung von UNO-Dienststellen.
Allerdings wird das alternative Unternehmen seine Dienstleistungen wohl nicht billiger anbieten können als die herkömmlichen Betriebe. Dafür soll das Angebot für die Auftraggeber aber noch ausgeweitet werden. Möller: „Wir werden einen Beratungsdienst für unserer Kunden aufbauen und insbesondere über die Möglichkeiten finanzieller Zuschüsse durch EG und UNO informieren.“ oma
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen