: „Ich gleiche ihm sehr“
■ Pressekonferenz mit Dustin Hoffmann
Barry Levinson ist der vierte Regisseur. Vorher hatten es drei andere mit 'Rain Man‘ versucht. Der erste war Martin Brest, aber der machte dann 'Midnight Run‘. Der zweite war Spielberg, aber der machte dann 'Indiana Jones‘ ... Hoffman zögert ... 'III‘. Man hört das Fragezeichen nicht, man sieht es. Der dritte war Sydney Pollack. Pollack konnte sich nicht entscheiden, ob er die Geschichte der beiden Brüder wirklich als roadmovie erzählen oder sie nicht besser in einer Stadt spielen lassen sollte. Barry Levinson und Dustin Hoffmann kannten sich bis dahin nur vom Telefon.
„Und dann passierte diese Geschichte. Es ist eine kurze Geschichte, I will tell you this short story. Ich war mit meiner Familie im Zirkus und eine Reihe hinter uns saß Barry Levinson mit seiner Familie. Ich weiß nicht mehr wie, aber wir trafen uns und ich erzählte ihm, daß mich dieses ewige Hin und Her wegen 'Rain Man‘ ganz verrückt machen würde, und daß Pollack sich nicht entscheiden könne. Am nächsten Tag frühstückten wir miteinander und Barry hatte viele gute Ideen und versprach, mit Pollack zu telefonieren. Das tat er auch auf dem Weg zu Palm Springs von seinem Autotelefon aus, und als er begann, Pollack seine Ideen zu erzählen, packte ihn seine Frau am Arm - seine Frau hat mir die Geschichte erzählt - also Diana packte ihn und machte psst und Barrys Ideen seien doch so wunderbar, er solle jetzt nicht alles Sydney Pollack erzählen und ob er den Film nicht selbst machen könne. Ich glaube, es war das erstemal, daß sie ihm so etwas gesagt hat. Sie fuhren gerade an den Windmühlen vorbei, erinnern Sie sich, am Anfang des Films fahren sie auch an den Windmühlen vorbei, sie sollten uns Glück bringen.“
Hoffman erzählt, wie er Autisten kennengelernt hat und daß Oliver Sax ihm sehr geholfen habe. Wie schwer es anfangs war, diese Figur zu spielen, wirklich zu begreifen, daß Raymond jemand ist, der keinen Kontakt zu anderen aufnehmen kann. Der vollkommen auf die Gegenwart fixiert ist, ausschließlich in der Gegenwart lebt. Er zeichnet mit den Händen einen Rahmen um seinen Kopf, immer dann, wenn er Gegenwart sagt. Auch die Crew habe ihn schließlich imitiert, Reynolds Art zu sprechen, sein ständiges 'definitely‘, sein 'I don't know‘ übernommen. Hoffman selbst benutzt diese Wörter häufig, es sind seine eigenen. Und auf die Frage, ob es ihm schwer gefallen sei, am Ende der täglichen Arbeit aus der Rolle herauszukommen und wieder der normale Dustin Hoffman zu sein, antwortet er: „Oh, meine Frau sagt, ich gleiche ihm sehr.“
Sie hat recht, Hoffman spielt diese Rolle des Autisten, aber sie ist ihm nicht einfach nur auf den Leib geschrieben. Er ist es selbst. Ich werde nie beschreiben können, wie er das macht.
chp
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