: Schewardnadse trifft Arens in Kairo
Israels Außenminister reist heute nach Ägypten / Israel will diplomatische Beziehungen, die UdSSR eine internationale Nahost-Friedenskonferenz / Schewardnadse wird Arafat in Bagdad sprechen ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Der unkonventionelle Charakter der neuen sowjetischen Außenpolitik zeigt sich jetzt auch im Nahen Osten. Der israelische Außenminister Mosche Arens wurde für heute zu Gesprächen in die sowjetische Botschaft in Kairo eingeladen, wo Chef-Diplomat Eduard Schewardnadse im Rahmen seiner Zehn -Tage-Reise durch die Region Station macht. Ursprünglich hieß es, Schewardnadse werde noch am gleichen Tag und ebenfalls in Kairo mit PLO-Chef Arafat zusammentreffen. Jetzt ist diese Begegnung in Bagdad geplant, wohin der sowjetische Außenminister am Donnerstag weiterfliegen wird.
Obgleich die Sowjetunion ihre diplomatischen Beziehungen mit Israel seit 1967 noch nicht wieder aufgenommen hat, gab es bereits im Januar ein Treffen der beiden Außenminister am Rande der Chemiewaffenkonferenz in Paris. Die Konsularbefugnisse der beiden Interessenvertretungen in Moskau und Tel Aviv wurden seitdem erweitert, das israelische Fernsehen läßt seine Teams jetzt öfter direkt aus der UdSSR berichten. Kommentare und Bilder vermitteln dabei einen wesentlich sympathischeren Eindruck von Land und Leuten, als es bisher üblich war.
Eine besondere sowjetische Geste war letzte Woche die Eröffnung des neuen jüdischen Kulturzentrums in Moskau. In Israel reißt man sich unterdessen um die teuren Eintrittskarten für das Bolschoiballett, das in sechs Monaten in Tel Aviv und Jerusalem gastieren soll.
Bei den Außenministergesprächen in Kairo wird es allerdings vor allem um die von der Sowjetunion vorgeschlagenen schrittweisen Vorbereitungen einer internationalen Nahost -Friedenskonfernz unter Beteiligung der PLO gehen. Bei einer Tischrede auf seiner Station in Damaskus kündigte Schewardnadse an, die UNO und ihr Generalsekretär der Vereinten Nationen sollten eine entscheidende Rolle spielen. Moskau werde im Sicherheitsrat die Bildung eines „vorbereitenden Ausschusses“ für eine internationale Nahost -Friedenskonferenz vorschlagen. Israels Regierung, vor allem die Likud-Partei, weigert sich bisher, an einer solchen Konferenz teilzunehmen. Die Frage ist, welche Lockmittel die Sowjets einsetzen können, um Ministerpräsident Jitzhak Schamir umzustimmen. Der hat schon angekündigt, man erwarte vor allem einen Botschafteraustausch mit der UdSSR.
Die Sowjetunion fordert demgegenüber Zugeständnisse Israels gegenüber den Palästinensern sowie positive Schritte Israels, die eine politische Friedenslösung des israelisch -arabischen Konflikts möglich machen. In Israel wird unterdessen betont, daß das Schewardnadse - Arens Treffen in Kairo am Mittwoch nichts mit dem Schewardnadse - Arafat Treffen in der ägyptischen Hauptstadt zu tun hat.
Die Verhandlungen in Kairo finden noch vor den Antrittsbesuchen führender Nahost-Politiker bei US-Präsident George Bush in Washington statt. Die Regie gibt auch dem neuen israelischen Außenminister am Montag erstmals Gelegenheit, mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zu sprechen, - noch vor der Beilegung des von Israel lang hingezogenen Konflikts um das Taba-Hotel auf der Sinai -Halbinsel.
Israel befürchtet vor allem das Zustandekommen eines gemeinsamen amerikanisch-sowjetischen Plans für die Beilegung der Konflikte im Nahen Osten. Darin soll Kairo offensichtlich eine entscheidende Vermittlerrolle zwischen Israel und der PLO spielen. Ohne das Camp-David-Abkommen zu unterstützen, nimmt die Sowjetunion jetzt diesen Seperatfrieden zwischen Israel und Ägypten zur Kenntnis und geht bei weiteren diplomatischen Zügen von dieser Realität aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen