: Eigentor
Essentialdebatte - neue Auflage ■ K O M M E N T A R E
Es war also doch zu schön, um wahr zu sein. Kaum hatten AL und SPD die Hürde der sogenannten drei Essentials mit Bravour genommen, geht ausgerechnet das Mitglied des AL -Parteivorstands, welches die Gespräche mit der SPD in dem Bereich verantwortlich führte, hin und reißt mit der einen Hand wieder ein, was es mit der anderen gerade aufgebaut hatte. Mit der Relativierung von Bonn, die - aus welchen Motiven auch immer - erfolgte, geschieht jetzt genau das, was die AL bislang erfolgreich vermieden hatte. Statt der ursprünglich betriebenen Versachlichung sind jetzt Bekenntnisse angesagt, um den fatalen Eindruck der Unzuverlässigkeit wieder abzuwenden.
Mit der ersten Stellungnahme von AL-Vertretern, die den Ausrutscher als Individuelle Fehlleistung abtun wollten, wird es wohl nicht getan sein. Die massive Reaktion der SPD zeigt vielmehr, daß sie nun Zugeständnisse erwartet, die bislang vorhandene Freiräume der AL zumindest einengen werden. Wer sich freiwillig in die Ecke begibt, muß sich nicht wundern, wenn er einen Preis zahlen muß, um aus der ungemütlichen Position wieder herauszukommen. Hoffentlich lernt die AL daraus, daß für sie die Zeit, in der jeder seinen vermeintlich privaten Dissens zu Protokoll geben darf, endgültig vorbei ist.
Jürgen Gottschlich
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen