: Mit 129a gegen Hungerstreikende
„Hamburger Hungerstreik-Info-Büro“ zieht erste Bilanz / 129a-Verfahren gegen alle hungerstreikenden Häftlinge / Massive Repressionen in den Gefängnissen ■ Aus Hamburg Kai von Appen
Das Hamburger „Hungerstreik-Info-Büro“, das seit einer Woche in den Räumen der Grün-Alternativen Liste (GAL) residiert, um „authentische Informationen“ über den Hungerstreik der „Gefangenen aus RAF und Widerstand“ zu verbreiten, hat gestern auf einer Pressekonferenz eine erste Bilanz der Aktion gezogen. Wie berichtet, wurde mittlerweile gegen alle Hungerstreikenden ein neues § 129a-Verfahren wegen der „Unterstützung der RAF“ eingeleitet.
Doch auch auf Anstaltsebene hat es massive Reaktionen und Repressionen gegeben: So seien in Celle bei Zellenrazzien und beim Hofgang die Gefangenen Karl-Heinz Dellwo und Lutz Taufer zusammengeschlagen worden; in Bruchsal sei Günter Sonnenberg und Karl Grosser während der ersten Phase der Nahrungsverweigerung das Mineralwasser verweigert worden; in Preungesheim, Bruchsal und Zweibrücken, wo Gisela Dutz, Ingrid Barabass, Brigitte Mohnhaupt, Claudia Wannersdorf, Isolde Bohler und Susanne Paschen einsitzen, habe es seit Streikbeginn keinen Aufschluß mehr gegeben, so daß die Frauen einer Totalisolation ausgesetzt sind. Auch die Besuchskontakte, die Angelika Goder und Gabriele Rollnick in Berlin Plötzensee zugestanden worden waren, sind seit dem Hungerstreikbeginn gestoppt worden; bei einer Zellenrazzia in Schwalmstadt wurden Helmut Pohl sämtliche Briefe, Notizen und Schreibutensilien beschlagnahmt.
Mit besonderer Besorgnis werden die derzeitigen Vorbereitungen der Staatsschutzjustiz zur Zwangsernährung der sogenannten „Koma-Lösung“ - verfolgt. Diese Methode versetzt die Justiz in die Lage, die in Koma gefallenen hungerstreikendenden Gefangenen kurzfristig aus der Bewußtlosigkeit zurückzuholen. Bricht der/die Gefangene den Hungerstreik nicht ab, wird er/sie wieder ins Koma fallen gelassen. Diese Methode wurde schon beim letzten Hungerstreik von Medizinern zynisch als „Ping-Pong-Spiel“ bezeichnet.
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