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AKW im Visier

■ Beamter beobachtet Tiefflieger

Berlin (taz) - Sie können es nicht lassen: Für Tiefflieger über der Bundesrepublik gehören Atomkraftwerke nach wie vor zu den bevorzugten Orientierungspunkten. Das jedenfalls behauptet Reinhold Putzkammer. Es spricht viel dafür, daß er Recht hat.

Putzkammer ist Pilot, gleichzeitig im Regierungspräsidium Tübingen zuständig für den regionalen Luftverkehr. Am vergangenen Freitag umkreiste der erfahrene Pilot mit seiner Maschine und einem Fotografen der 'Stuttgarter Zeitung‘ das AKW Gundremmingen an der schwäbisch-bayerischen Grenze. „Bombenbilder“ von den gewaltigen Kühlwolken des Meilers habe man an diesem schönen Nachmittag schießen wollen, berichtet Putzhammer. Genau um 14.59 Uhr, Pilot und Fotograf trauten ihren Augen kaum, tauchten nördlich der Kühltürme zwei Militärmaschinen auf und verschwanden gen Süden. „Wenn es hoch kommt 200 Meter“, schätzt Putzkammer die kürzeste seitliche Entfernung der Flieger, wahrscheinlich Maschinen vom Typ F-16, zum AKW.

„Abenteuerlich“, nennt Wilfried Dunkel, Sprecher von Tiefstflugminister Rupert Scholz, die Schilderung, Fotos bewiesen gar nichts. Im November hatte Rupert Scholz den Kampffliegern einen Mindestabstand von 1.500 Metern zu allen Atomkraftwerken verordnet. Es gebe nicht „den leisesten Hinweis“, daß die Regeln nicht eingehalten werden, weiß Dunkel.

Im Gespräch mit der taz legt Putzhammer nach: Einer der Flieger sei vor, der andere hinter den AKW-Kühlwolken vorbeigeflogen. Höhe: etwa 10 bis 20 Meter über den Kühltürmen. Der Abstand der eigenen Maschine zum AKW: 1.800 bis 2.000 Meter. Da könne man schon abschätzen, ob die Maschine innerhalb oder außerhalb des 1.500-Meter-Radius vorbeischoß. Putzhammer: „Daß sie zu nah waren, ist sicher!“ Was nun, Herr Scholz?

Gerd Rosenkranz

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