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Weserstadion an Citroen verramscht

■ Für das Spiel gegen Bundesliga-Schlußlicht Mannheim hat der französische Autokonzern alle Karten aufgekauft / Eintrittspreis um die Hälfte niedriger / Sichere Einnahme für Werder

Das „Pilotprojekt der Bundesliga“ (so Werder-Manager Willi Lemke) steigt am 18. März im Bremer Weser-Stadion. Wenn der Deutsche Fußballmeister die „graue Maus“ SV Waldhof Mannheim erwartet, braucht sich der clevere Manager in der Halbzeitpause, wie sonst üblich, nicht mehr nach der Tageseinnahme zu erkundigen. Die steht einen Monat vorher schon fest.

Für 120.000 Mark verkaufte der SV Werder das komplette Bundesliga-Spiel an Citroen. Der Automobilkonzern bringt die Eintrittskarten etwa zu einem Viertel der sonst üblichen Preise für drei (Stehplatz) und acht Mark (Sitzplatz) auf den Markt. „Bei dieser Geschichte gibt es nur Ge

winner. Wir nehmen mehr ein als sonst bei einem Gegner wie Waldhof, die Zuschauer kommen fast umsonst ins Stadion, unsere Mannschaft spielt wahrscheinlich vor vollem Haus, und auch der Werbepartner ist zufrieden“, schwärmte Willi Lemke gestern vor der Presse.

Doch außerhalb Bremens war diese Begeisterung bisher nirgendwo auszumachen. Werder liegt bereits eine längere schriftliche Stellungnahme des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor, der vor allem befürchtet, mit derlei Praktiken würde der Deutsche Meister die gesamte Preispolitik der Bundesliga unterlaufen. Dr. Dirk Albrecht, Manager des Hamburger SV und Geschäfts

führer der HSV-Marketing Gesellschaft, wetterte gar: „Das ist ein Spektakel, aber keine Lösung der Zuschauerprobleme in der Liga. Und auch der einzig leer ausgehende Teilnehmer dieses Bremer Experiments, der SV Waldhof Mannheim, fühlte sich unwohl: „Wir sind nicht der billige Jakob, aber wir können wohl nichts dagegen machen“, erklärte Präsident Wilhelm Grüber.

Doch Willi Lemke vermutet hinter aller Kritik vor allem Mißgunst der Konkurrenz: „Seit Monaten jammern sie über den Zuschauerrückgang der Bundesliga, gemacht hat keiner etwas. Nun wagen wir ein Experiment, und alle schimpfen!“

Dirk Susen (dpa)

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