Niemand will den kleinen HTR kaufen

Genehmigungsantrag für kleinen Hochtemperaturreaktor nur „Scheinantrag“ / Der bisher einzige Interessent sprang ab  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Das standortunabhängige Genehmigungsverfahren für den kleinen Hochtemperaturreaktor wird vom Umweltministerium in Hannover demnächst „aller Wahrscheinlichkeit nach“ abgebrochen. Dies hat gestern Ministeriumssprecher Kues bestätigt. Das Umweltministerium sieht inzwischen in dem HTR -Verfahren das „Sachentscheidsinteresse“ der HTR -Antragsteller Siemens und KWU als nicht gegeben an. Es prüft jetzt, ob es sich bei dem seit August 1987 laufenden standortunabhängigen Genehmigungsverfahren um einen Scheinantrag handelt, den man gar nicht zu behandeln hat. Anlaß für die Zweifel an der Zulässigkeit des Verfahrens ist eine Erklärung der hannoverschen „BEB Erdgas und Erdöl GmbH“, die im Genehmigungsantrag als potentielle Erstellerin eines HTR-Modul-Reaktors fungiert. Die BEB hat jetzt eindeutig erklärt, daß sie „als Partner für ein solches HTR -Projekt nicht zur Verfügung steht“. Damit aber können Interatom und die KWU, die ihren Antrag mit dem geplanten Einsatz des HTR-Moduls durch die BEB begründete, keinen Interessenten für den Bau des HTR-Moduls mehr nachweisen. Die Kernenergieabteilung des Umweltministeriums hat deswegen nun erst einmal Interatom und KWU aufgefordert, zur abschlägigen Erklärung der BEB Stellung zu nehmen. Nur wenn die Antragsteller nun einen anderen HTR-Interessenten in Niedersachsen nennen können, soll das Verfahren noch fortgesetzt werden.

Die BEB nennt in ihrer Erklärung den Einsatz des kleinen Hochtemperaturreaktors in der Erdölförderung „wirtschaftlich völlig uninteressant“. Bei einer Koppelung der Ölproduktion mit einem kerntechnischen Betrieb gebe es nicht lösbare Probleme hinsichtlich Planung, Investitionen und Umfeld. Am Ende weist die BEB darauf hin, daß man diese Haltung dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium schon am 1.3.1988 schriftlich mitgeteilt habe. Die Zweifel an dem rechtlich für eine Genehmigung notwendigen „Sachentscheidsinteresse“ haben sich im Hause Remmers erst jetzt eingestellt, nachdem die BEB öffentlich ihr Interesse an dem Reaktor dementiert hat.