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Wenn Beamte Koffer packen

■ FDP hat Behördenraumkonzept unter die Lupe genommen und schildbürgerliche Planung entdeckt / Berufsbildungszentrum leer und trotzdem ganz schön teuer

Volker Kröning erwähnte vor geraumer Zeit, er habe das schönste Büro in ganz Bremen. Das mag sein, ihn persönlich befriedigen, ist aber nicht weiter wichtig. Ein Problem könnte daraus werden, wenn nicht nur dieser, sondern alle anderen Senatoren auch geräumige, innenstadtnahe, repräsentable Räume für sich und ihre Untergebenen beanspruchen. Und das Problem könnte noch größer werden, wenn nicht nur die obersten Dienst-, sondern auch andere Verwaltungsstellen ihre Wünsche anmelden. Zu einem echten Problem wird das

Ganze, wenn - wie in Bremen - tatsächlich eine Umorganisierung ansteht, den Träumen, Wünschen und Bedürfnissen also das Unterfutter geliefert wird.

Um sie nicht ausufern zu lassen, wurde das Behördenraumkonzept entwickelt, welches der Senat nun schon seit Jahren zu realisieren sucht. Es geht vernünftigerweise - davon aus, daß teurer Büroraum abgestoßen werden soll und stattdessen Ämter an Standorten zusammengefaßt werden, die schon in Stadtbesitz sind. Allein, der Sehnsucht nach schönen Büros ist mit einen Plan nicht abzuhelfen wenn das Wirrwarr der Wünsche nicht geordnet und in Schranken gewiesen wird. Exakt das unterbleibt von Senatsseite.

Das führt etwa zu folgenden Ergebnissen: 1984 wurde bestimmt, die Berufsschulzweige aus dem BBZ auszugliedern. Das geschah, sodaß seit Herbst 1987 die vier großen Gebäude leerstanden. Zwar hieß es im selben Herbst, es habe das große Kofferpacken begonnen, und die Ressorts Umweltschutz und Stadtentwicklung sowie diverse Ämter seien so gut wie unterwegs. Angekommen sind sie dann doch nicht, sondern wie Teile der Umweltbehörde - lieber an den Wall in schicke Büroräume gezogen, die nur leider nich stadteigen sind, sondern 20 Mark Miete pro qm kosten.

Bislang ist es im BBZ so nur zu einer „Zwischennutzung“ des einen Gebäudes gekommen, während 14.500 qm ungenutzt sind und jährlich allein 200.000 DM Heizungskosten verursachen. Auf diese und andere konzeptionelle Wirrnisse hat die FDP mit einer großen Anfrage in der Bürgerschaft reagiert. Leider gelang es dem Senat nicht, in angemessener Frist zu reagieren. Für den

Abgeordneten Jäger ist das ein eindeutiger Beweis für die schildbürgerhafte Arbeit des Senates.

Allerdings sagt auch er: „Wir wissen, wie schwer es ist, verwal

tungstechnische Entscheidungen durchzusetzen.“ Weswegen er dann (vor)eilig hinzufügt: „Aber wir hätten wenigstens ein Konzept.“

FWG

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