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Heck-Meck um Hecks Haus

■ Viertel-Ortsamtsleiter mietete sich in Schwarzbau ein / Baustopp inzwischen wieder aufgehoben / Unter Hecks Wohnung wird eine illegale Kneipe gebaut

Jahrelang hatten die Pächter im Hofrestaurant Auf den Höfen gewechselt. Dann wurde das Haus, in dem sich die Pleitebetriebe die Klinke in die Hand gegeben hatten, vor etwa zwei Jahren heiß abgerissen. Seitdem rottete das schwarzverkohlte Mauerwerk am Ende der Kneipen-und Bummelgasse vor sich hin. Bis vor einigen Monaten Handwerker kamen, das Mauerwerk ausbesserten, das Dach richteten und neue Fenster einsetzten.

Ortsamtsleiter Hucky Heck hatte schon frühzeitig ein Auge auf das Dachgeschoß so hoch über seinem kleinen Reich geworfen und bekam auch die Zusage, als Mieter genehm zu sein. Doch dann kam Problem Nummer eins: Gegen übliche Gepflogenheiten und gesetzliche Vorschriften hatte der Bauherr erstens einen zunächst gestellten Bauantrag wieder zurückgezogen und zweitens das Dach ohne Genehmigung 2,69 Meter länger gemacht, als es zuvor war. Ortsamtleiter hin oder her, mag sich das Bauordnungsamt gesagt haben, als es von der Schwarzbauerei erfuhr und legte die Baustelle still. „Ich misch mich da nicht ein. Ich hab‘ immer gesagt, ich bin nur Mieter und habe damit nichts zu tun,“ schwört Hucky Heck Stein und Bein, daß die dann folgende Gesinnungsänderung in der Behörde nicht auf eine Intervention seinerseits zurückgeht. Denn plötzlich zeigte das Bauordnungsamt ein Herz für Ortsamtsleiter und hob den Baustopp für das Dachgeschoß wieder auf. Begründung: Es handele sich nur um eine relativ geringfügige Überschreitung. Jetzt kann Hucky seinen Umzug wohl doch im Frühsommer hinter sich bringen.

Nur darauf, im Erdgeschoß des abends nett essen zu können, wird er vermutlich ein wenig länger warten müssen. Denn dem Bauhern droht neues Ungemach mit der Behörde. Die hat nämlich festgestellt, daß in der Gaststätte Platz für 40 Gäste sein soll, obwohl nur 20 Plätze genehmigt sind. Daß die illegale Erweitrung schon durch einen Vorbesitzer vorgenommen wurde, ist dabei völlig einerlei. Die Behörde verlangt nun, daß der Bauherr Parkplätze in der Umgebung nachweist. Da dies im zugestellt Höfenviertel nicht gelingen wird, gibt es nur eine Alternative, und die ist auch nur theoretisch: Für jeden fehlenden Parkplatz ein paar Tausender in die Landeskasse zu zahlen. Da wiederum wird Hucky Heck seinem Vermieter Schwierigkeiten machen. Denn die einhellige Beiratsmeinung, die er zu vertreten hat, lautet: Eine Ablösung von Parkplätzen kommt nicht in Frage.

hbk

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